Page 8 - MOHR Stadtillu - Ausgabe 247 (Juni 2024)
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13 HISTORISCHE AUFNAHMEN DES GÜTERBAHNHOFES IM GROSSFORMAT
Verkauf und Reparaturen im Tausch gegen Lebensmittel bpk / Deutsches Historisches Museum
©Toni Milicevic
WARUM EIGENTLICH SCHWARZER MARKT?
DREHEN WIR DIE ZEIT ÜBER 100 JAHRE ZURÜCK. DER GÜTERBAHNHOF COBURG IST DAS RÜCKGRAT DER COBURGER INDUSTRIE UND DES WARENVERKEHRS. EGAL OB KOHLE, LEBENSMITTEL, STAHL ODER WAREN DES TÄGLICHEN BEDARFS. ALLE FÄDEN LAUFEN HIER IM SÜDEN UNWEIT DES STADKERNS ZUSAMMEN.
Die Zeiten sind trotzdem alles andere als ro- sig. Mit dem Ende des ersten Weltkrieges 1918 hatte die Mark bereits offiziell mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren, genauer ge- sagt ihrer Kaufkraft im Innen- und Außenver- hältnis. Auf dem Schwarzmarkt lag der Infla- tionsindex noch wesentlich höher. Die Wäh- rung liegt am Boden, die Preise steigen ins Uferlose.
Der Staat druckt Geld. Die Notenpresse läuft Tag und Nacht. Die Preise explodieren. In Wä- schekörben tragen die Menschen nahezu
wertlose Geldscheine in die Läden. Ein Brot kostet 105 Milliarden Reichsmark, ein Ei 320 Milliarden Mark, ein US-Dollar 4,2 Billionen Mark. Wohl dem der etwas zu tauschen hat oder wer viel Geld besitzt. Der Schwarzmarkt blüht, denn einen Markt für schöne Dinge gab es schon immer. Besonders wenn es um Lebensmittel geht.
Ein Jahrhundert später sind die Zeiten zum Glück etwas anders. Die Hallen des Güter- bahnhofes könnten sicherlich viele Geschich- ten erzählen. Es ist Ruhe eingekehrt. Lange
lagen die alten Güterabfertigungshallen im Dornröschen-Schlaf und in den Gleisbetten wucherte das Unkraut. In den letzten Jahren haben sich die Hallen unterdessen zu einem urbanen Veranstaltungsort entwickelt.
Bereits vor acht Jahren hat auch der Cobur- ger Veranstalter Heiko Bayerlieb das Gelände für sich entdeckt und in der fränkischen Kunst-Szene die Kunstverkaufsmesse Um- schlagplatz Coburg (www.kunstmesse-fran- ken.de) installiert. Mit der kulinarischen Er- lebnismesse Schwarzer Markt Coburg steht
im Frühsommer 2024 das nächste Pilot-Pro- jekt im Eventkalender. Erstmals findet vom 7. bis 9. Juni ein für Coburg noch nie dagewe- sener Kulinarik-Event statt. Im Rahmen des Events werden 13 historische Aufnahmen des Güterbahnhofes und dem umliegenden Areal im Großformat zu sehen sein.
Für viele war das Gelände des ehemalIgen Güterbahnhofes eine Industriebrache oder gar ein Schandfleck im Coburger Süden. Da- bei ist dIeses Areal sowohl in wIrtschaftlIcher, technologIscher, sozialer und verkehrstech-
Totalausverkauf eines Goldwarengeschäftes in der Friedrichstraße 150 wegen Wuchermiete Bildnachweis: bpk / Kunstbibliothek, SMB, Photothek Willy Römer / Willy Römer
© Stadtarchiv Coburg
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- STADTILLU FÜR COBURG, LICHTENFELS & KRONACH