Page 13 - MOHR Stadtillu - Ausgabe 247 (Juni 2024)
P. 13

STEFFEN PRASE KOCHT VEGGIE REGGAE SOULFOOD
  EVENT
  Coburg?
Steffen: Zurück zu den Wurzeln, Back to the Roots, da gibt es ein Lied von Mista Wicked, da muss ich als erstes daran denken. Meine Eltern, Schwester und die Verwandtschaft le- ben im Coburger Land. Ansonsten hat wirk- lich ein Abnabelungsprozess stattgefunden. Ich freue mich mit soviel Abstand dazwischen in die Veste-Stadt zurückzukehren und mit euch zu teilen, was ich in der großen weiten Welt dazu gelernt habe.
Mohr: Wo bist Du aufgewachsen, wie war Deine Kindheit und Jugend?
Steffen: Aufgewachsen bin ich in Coburg, Pilgramsroth. Ich besuchte den St. Marien Kindergarten und ging in die Pestalozzischu- le, anschließend in die Realschule. Dann kam der Umzug nach Rödental. Ich habe eine Zeit lang Fußball beim DJK/Viktoria und in der Oberfrankenauswahl gespielt. Mit 15 Jahren bin ich alleine an den Tegernsee gezogen und habe 1 Jahr ein Praktikum als Hotelpage im „Bachmair am See“ absolviert. In diesem Hotel habe ich anschließend auch meine Ausbildung zum Koch erfolgreich abge- schlossen. Harte Schule!
Mohr: Vom Coburger zum Rasta-Man, wie kann das gehen?
Steffen: Das hat sich über die Zeit so entwi- ckelt, das war keine bewusste Entscheidung. Es gab in meinem Leben viele wichtige Be- gegnungen, gepaart mit meiner inneren Stimme bin ich zu dem geworden, was ich heute bin. Die positive Lebenseinstellung, die guten organischen Lebensmittel und die Reggae-Musik, mit einer wichtigen Bot-
schaft, haben quasi mein eigenes Feuer für diese Kultur entfacht. Durch meine Begeg- nungen mit Rastas habe ich weitaus mehr gelernt, als damals in der Schule.
Der Rasta sagt: Each one – teach one! Was so- viel heißt wie: Wir lernen und lehren einan- der, jeden Tag!
Mohr: Wie wird man eigentlich Tour-Koch von Hans Söllner?
Steffen: Diese Frage habe ich mir auch sehr lange gestellt. Mit 19 Jahren habe ich das erste Mal von Hans Söllner gehört. An einem Lagerfeuer am Tegernsee hat ein Arbeitskol- lege „Mei Vadda“ und „Hey Staat“ auf der Gi- tarre gespielt. Das war scheinbar genau zur richtigen Zeit in meinem jungen Leben. Ich glaube ich war und bin noch immer der größ- te Hans Söllner Fan. Ich habe sehr viele Kon- zerte von ihm besucht. Ich war auf seinen Ge- richtsverhandlungen, auf einer von ihm or- ganisierten Demo für den Autofreien Sonn- tag, habe ich seine damalige Managerin ken- nengelernt. Sie war auch aus der Gastro und wir hatten gleich eine Wellenlänge. Ich habe einfach frech gefragt, ob ich mal mit auf Tour fahren darf. Hans Söllner hat gelacht: „I brauch doch koan Koch, des bin I ja selber – I bin doch koa Pfarrer, der seine eigene Köchin braucht.“ Dann war das besprochen. 2001 rief mich das Management an und fragte mich, ob ich mal eine Woche mitfahren mag. Der Hans ist mit Band unterwegs und er wür- de sich sehr freuen, mich dabei zu haben. Mittlerweile ist zu Hans Söllner eine richtige Freundschaft entstanden. Dafür bin ich sehr Dankbar!
Mohr: Gerade am Anfang waren deine Koch-
stationen mit der Gourmetküche verbunden, warum dann der straighte Wandel zum vega- nen Reggae-Koch?
Steffen: Die gehobene Küche war sehr wich- tig, da wurde mein Fundament geschaffen, auf das ich aufbauen konnte. Ich habe von der Picke auf gelernt frisch zu kochen, ohne Convinience Produkte. Das war eine sehr har- te, aber wichtige Zeit für mich. Ich habe am Tegernsee gelernt, anschließend war ich für ein halbes Jahr in London und weitere 10 Jahre in der Münchener Spitzengastronomie unterwegs. In jedem Restaurant, in dem ich kochte, waren immer wieder Politiker zu Gast. Das war ein ganz schöner Widerspruch für mich. Ich habe den Söllner Hans auf sei- ner „Stoppt Stoiber“ Tour begleitet. Und in der Arbeit musste ich dann für den damali- gen Ministerpräsidenten kochen. Das erste Mal vegan habe ich für „Boy George“ kochen dürfen - ein 8 Gänge Menü. Auch für Michael Jackson durfte ich damals im Bayerischen Hof vegan kochen.
Ich bin kein veganer Koch, ich mag das Wort „vegan“ auch nicht so gerne, weil es bei vie- len gleich die Türe zu macht. Was ich koche ist oft vegan, aber ich stehe gar nicht auf ve-
gane Produkte. Ich verwende in meiner Kü- che Lebensmittel, die ich bewusst auswähle und miteinander kombiniere. Wenn ich z. B. Eier benutze, dann weiß ich, wo die herkom- men. Ich möchte keine Zutaten verwenden, die unanständig „produziert“ worden sind.
Mohr: Was ist Deine Lebensphilosophie?
Steffen: Ich versuche jeden Tag die beste Version von mir selbst zu sein, gelingt mir nicht immer. ;)
Mohr: Wer waren deine Vorbilder?
Steffen: Vorbilder waren z. B. Köchinnen und Köche oder auch Küchenchefs die mich mit ihrem Können beeindruckt und dadurch mitgezogen haben. Zug hat bei mir schon immer besser funktioniert als Druck.
Mohr: Wer ist es heute?
Steffen: Jeder, der das tut, wozu er berufen ist und das was er macht, gerne tut und für die Sache brennt. Ich höre auf mich selbst, meine innere Stimme sagt mir, wo es lang geht.
Milestones Steffen Prase
• Ausbildung zum Koch im Hotel Bachmair am See in Rottach-Egern (Tegernsee)
• Erste Stationen im Restaurant Gut Kaltenbrunn am Tegernsee und im Park
Hilton München (1 Michelinstern)
• Erste Auslandserfahrung im Fine Dining Restaurant Lion Dór in London
• Anschließend Kulinarische Erfahrungen in der Spitzengastronomie
• Garden Restaurant im Bayerischen Hof, München
• Bogenhauser Hof, München
• Haus der Bayerischen Wirtschaft, München
• Tourkoch über mehrere Jahre für Hans Söllner und seine Musiker
• 2003 Der Schritt in die Selbstständigkeit
• Wiedereröffnung des „Henneberger Haus“ in Coburg
• Gründung von „DaSandwichmaker“
• 2011 Erscheinung des ersten Kochbuches
• 2014 Für die Erscheinung des zweiten Kochbuches bis nach Jamaika gereist
• 2014 - 2016 Kochshows auf der „Eat & Style“ (München, Berlin, Hamburg,
Frankfurt, Köln und Stuttgart)
• Es folgten zahlreiche Kochkurse, Kochshows auf Messen, auf den Bühnen der
Festivals und verschiedene TV und Radioauftritte.
• 2020-2021 Live Kochshows auf YouTube und Facebook „MOA FIRE – Wer Lust
hat kocht mit“. Außerdem Kulinarische Wandkalender mit saisonalen Rezepten.
• 2023 Erscheinung des dritten Kochbuches mit Gastköchen wie Stefan
Marquard und Lucki Maurer.
• 2024 geht es zurück zu den Wurzeln. Wir freuen uns Steffen Prase in Coburg
auf unserer Showbühne mit seiner vegetarischen Reggae-Kochshow begrüßen zu dürfen.
    Ausgabe 247 13
 

















































   11   12   13   14   15