Page 57 - MOHR Stadtillu - Ausgabe 250
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  REPORT
   fügt an, „ich konnte doch in Paris nicht mit einem Paris-Motiv teilnehmen, obwohl ich viele davon hätte einreichen können. Am Ende hatte ich mit dem New Yorker Motiv wohl ein glückliches Händchen gehabt“.
Erst im Spätherbst konnte Anna unter ande- rem auch den diesjährigen Sonderpreis Art Franken auf der Kunstverkaufsmesse Um- schlagplatz der Mohr stadtillu in Bad Staffel- stein gewinnen. Vor mittlerweile drei Jahren wurden wir erstmals auf die Kunst von Anna Kataian aufmerksam. Bereits 2023 war sie er- neut mit ihren Bildern vertreten. Jetzt im drit- ten Jahr hat sie die Jury überzeugt und konn- te die beliebte Auszeichnung in Empfang nehmen.
Seit 2014 lebt die gebürtige Ukrainerin in Coburg. Schweren Herzens verließ sie vor nunmehr 10 Jahren ihre Heimat und die Stadt Charkiw. Eine blühende Metropole mit 1,5 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Ukraine nach Kiew und mit 42 Hochschulen und Universitäten ein Wissen- schafts- und Bildungszentrum in diesem mittlerweile vom Krieg schwer gezeichneten Land. Anna hatte sich in der Ukraine bevor sie nach Deutschland kam einen sehr guten Ruf aufgebaut und war mit vielen Einzelaustel- lungen. Damals hat sie noch vornehmlich Kunstwerke in Öl geschaffen.
In Coburg angekommen hat sie sich fortan um ihre Söhne gekümmert. Die Kunst muss- te eine ganze Weile hinten anstehen. Eines Tages bekam sie von ihrem Mann einen Aquarellmalkasten geschenkt. Zaghaft be- ginnt sie mit ersten Schritten im Jahr 2016.
Es folgt, als in Coburg in künstlerischer Hin- sicht völlig unbeschriebenes Blatt, die Chan- ce ihre Kunstwerke im Cafe Feiler am Theater- platz zu präsentieren. Schritt für Schritt hat sie sich seitdem ihren künstlerischen Status in der Ferne wieder aufgebaut und hat sich in Coburg sogar ein zweites Mal verliebt. Ein- mal in die Stadt und fortan in die Aquarell- malerei.
Lange kann man sich mit Anna über viele Dinge wie Kunst, ihre Ideen und Ziele unter- halten, doch bleibt es nicht aus, den Krieg zu- hause in ihrem Heimatland vorsichtig anzu- sprechen. Ganz unvorbereitet geht man als erfahrener Journalist nicht in so einen Ter-
min und bereits beim Durchlesen der Biogra- fie von Anna läuft es einem beim Geburtsort Charkiw eiskalt den Rücken hinunter. Fast täglich bekommt man Schreckensszenarien eben aus dieser Stadt in den Nachrichten ser- viert. Anna hat in Charkiw bis zu ihrem 28-ten Lebensjahr gelebt. Hat ihre ganze Kindheit dort verbracht. 6 Jahre an der Kunstakade- mie studiert und in zwei Jahren den Master mit Bravour bestanden. Später in Charkiw als Künstlerin und Restauratorin gearbeitet, ge- heiratet und ihr erstes Kind dort zur Welt ge- bracht. Wenn Anna über ihre Erinnerung spricht werden ihre Satzpausen plötzlich län- ger. Man hat das Gefühl es wird dunkler im Raum, obwohl sich die Helligkeit eigentlich
nicht verändert. Die Augen wirken plötzlich traurig und schwer bei diesem Thema und man merkt den Schmerz der kleinen zierli- chen Person die eigentlich immer so fröhlich wirkt.
Anna steht auf und nimmt ein Bild von der Wand. Mit dem Finger deutet sie auf das Haus ihrer Familie. Als Aquarell hat sie die Straßenszenerie um das stattliche Anwesen aus der Gründerzeit mitten in der Altstadt be- reits in Kriegszeiten gemalt. Beim genauen hinsehen kann man die Absperrungen er- kennen. „Charkiw ist eine Stadt, die seit Kriegsbeginn täglich beschossen wird. Täg- lich. Am Anfang wollte meine Mutter eigent-
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