Page 112 - MOHR Stadtillu - Ausgabe 250
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 ANDREAS PIETSCH ANALYSIERT DIE GESCHICHTEN HINTER DEN SCHLAGERN
     WAS HEISST DENN EIGENTLICH „HOSSA“?
SEIT ZWEI JAHREN FÜLLT ER IMMER MEHR UND IMMER GRÖSSERE SÄLE: ANDREAS PIETSCH MIT SEINEN „HITGESCHICHTEN“ - UNTERSTÜTZT VON KONGENIALEN MUSIKPARTNERN. DER MOHR BESUCHTE EINE SEINER SHOWS ANFANG NOVEMBER IM MÜNCHNER HOFBRÄU, DIE WIE MEISTENS AUSVERKAUFT WAR. HIER EIN VERSUCH ZU ERGRÜNDEN, WAS DAS GEHEIMNIS SEINES ERFOLGES IST.
Persiflagen zum oft schallenden Lachen. Bei- spielsweise wenn er nachrechnet, wie viel Al- kohol denn in den sieben Fässern Wein ge- wesen sein mag, die Roland Kaiser besungen hat. Der Humor von Pietsch ist feinsinnig, grobe Schenkelklatscher sind eher selten. Und das Publikum goutiert dies. Einer der Höhepunkte des Abends: Die Analyse von Tony Marshalls „Fiesta Mexicana“. Hier wird endlich das Rätsel gelüftet, was sich hinter dem Wort „Hossa“ verbirgt, das auf den ers- ten Blick Spanisch erscheint, aber tatsächlich ein Kunstwort ist. Doch die Pointe soll nicht verraten werden, falls man noch einen der nächsten Auftritte von Andreas Pietsch und seinen Musikanten erleben und genießen will.
Gitarrist Matthias Kornherr gesteht im Laufe des Konzerts, dass er eigentlich eher musika-
Seit rund zwei Jahren tourt Pietsch schon mit seinem Schlagerprogramm, das ursprüng- lich zusammen mit dem Musiker Matthias Kornherr entstanden ist. Der begleitet an die- sem Abend an der Gitarre zusammen mit sei- ner Frau Steffi (Gesang) musikalisch das Le- sungsprogramm von Pietsch. Kurz nach 20 Uhr endet der Service im großen Saal des Münchner Hofbräus, viele der Besucher ka- men schon deutlich früher, um sich dort noch bewirten zu lassen. Die Stimmung der Gäste ist ausgelassen und erwartungsvoll. Und dann geht es gleich mit einem Kracher los. „Tür an Tür mit Alice“ ist der erste Schla-
ger, den Andreas Pietsch einer gnadenlosen Analyse unterzieht. Textsicher singt aber erst einmal die Menge zu „Mats“ Kornherrs Be- gleitung und Steffis Gesang. Natürlich darf der verfremdete Oktoberfest taugliche Re- frain „Who the fuck is Alice“ nicht fehlen. Und dann erzählt Andreas Pietsch die traurige Ge- schichte von dem Typen, der unglücklich in Alice verliebt war, die aber ganz anders, näm- lich satirisch überhöht komisch rüberkommt.
All das habe er selbst genauestens recher- chiert, verlautbart der erfolgreiche Werbetex- ter ein ums andere Mal, der eigentlich seine
Brötchen mit der Gestaltung von Unterneh- mens-kommunikation verdient. Immer wie- der tauchen dabei Seitenhiebe und Querver- weise auf andere Schlager auf. Schon bald wird klar, Schlager sind die neuen Volkslie- der. Dem Publikum sind sie alle mehrheitlich präsent. Gibt es Lücken, dann hilft ein Text- buch, das zu Beginn der Veranstaltung zu er- werben ist.
Der 1963 in Castrop Rauxel geborene Pi- etsch hat mit seinem Konzept einen Nerv ge- troffen. Auch ohne Brusthaartoupet bringt er das Publikum mit seinen teilweise absurden
   Andreas Pietsch ist ein gnadenloser Rechercheur, was die möglichen aber auch unmöglichen Hintergründe von Schlagern betrifft. Bei seinen „Untersuchungen“ stößt er oft auf Komik und satirische Überhöhungen.
Matthias und Steffi Kornherr sind zusammen mit Andreas Pietsch inzwischn ein Erfolg verwöhntes Team. Die Mischung von Musik und komischer Lesung hat einen Nerv beim Publikum getroffen.
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- STADTILLU FÜR COBURG, LICHTENFELS & KRONACH





















































































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