Page 88 - MOHR Stadtillu - Ausgabe 247 (Juni 2024)
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REPAIRCAFÉ BIETET HILFE ZUR SELBSTHILFE
REPARIEREN STATT ENTSORGEN
EIN HERR UM DIE 60, DER NAMENTLICH NICHT GENANNT WERDEN WILL, STEHT MIT EINEM PLATTENSPIELER AM EMPFANG DES REPAIRCAFÉS IM MAKERSPACE DES CREAPOLIS IN DER ALTEN KÜHLHALLE IN COBURG. SEIN ANLIEGEN IST EIGENTLICH KEIN GRUND ZUR SCHAM, DENN ER MÖCHTE GERN, DASS SEIN 41 JAHRE ALTES GERÄT NACH EINEM DEFEKT WIEDER ZUM LEBEN ERWECKT WIRD. DA IST DER BEI DEN REPARATEUREN DIESER EINRICHTUNG GENAU AN DER RICHTIGEN STELLE. FRANK EISENWIENER, IM BERUF COMPUTERSPEZIALIST BEI EINER GROSSEN COBURGER VERSICHERUNG UND ZUSTÄNDIG FÜR DIE ÖFFENTLICHKEITSARBEIT DES REPAIRCAFÉS, NIMMT SICH SEINES ANLIEGENS AN. MIT IHM ZUSAMMEN SIND ZEHN EHRENAMTLICHE HEUTE TÄTIG UND 16 REPARATURWÜNSCHE SIND ANGEMELDET.
wie zum Beispiel Küchengeräten, hingen. Diese Geräte lassen sich relativ einfach repa- rieren und damit ihre Lebenszeit verlängern.
Organisation des Repaircafés
Das Ganze geschieht ehrenamtlich, es gibt einen „harten Kern“ von zehn bis zwölf Leu- ten, die das ganze Spektrum abdecken, ob das jetzt Elektroreparaturen, Textilreparatu- ren oder ob das Holzreparaturen sind. Die Leistung der Reparateure ist kostenlos, es gibt aber die Möglichkeit, eine Spende zu ge- ben. Von den Spenden werden Arbeitsmate- rial oder Spezialwerkzeug und -Ersatzteile gekauft.
Besonderheit Creapolis
Im Creapolis gibt es technische Möglichkei- ten, die an den anderen Lokalitäten nicht zur Verfügung stehen. wie zum Beispiel 3D-Dru- cker, Lasercutter und CNC-Maschinen, mit de- nen sogar Ersatzteile nachgebaut werden
Ursprünge und Locations
Das Coburger Repaircafé gibt es seit neun Jahren. Los ging es im AWO-Mehr-generatio- nenhaus. Das Ganze wurde dort von Anfang an sehr gut angenommen. Geplant war ur- sprünglich, es zweimal im Jahr stattfinden zu lassen. Aber beim ersten Mal kamen schon so viele Anfragen, dass man sich entschloss, es monatlich zu veranstalten. Im Lauf der Jahre hat sich auch die FH Coburg am alten Schlachthof mit der offenen Werkstatt Crea- polis beteiligt. Da bot es sich an, mit einzu-
steigen, weil das Repaircafé von den Mög- lichkeiten hier sehr profitieren konnte. Es gibt hier eine komplette Metall-, Elektro- und Holzwerk-statt. Bei den anderen Locations, es kam dann noch die Guste in Untersiemau dazu, müssen die Reparateure eigenes Werk- zeug mitbringen.
Ziel des Repaircafés
Vor rund 15 Jahren hat man ausgehend von Holland, damit angefangen, offen zu kritisie- ren, dass es eine ausgeprägte Wegwerfmen-
talität bei den Leuten gibt, und dass man vie- le Geräte nur einen sehr begrenzten Zeit- raum benutzen kann. Es wurde deswegen angeregt, diese mit relativ einfachen Metho- den wieder funktionstüchtig zu machen und den Leuten, die diese in Repair-Cafés vorbei- brachten, technisches Wissen zu vermitteln und zusammen mit ihnen die Geräte wieder zum Laufen zu bringen. Das Repaircafé ist in- zwischen eine weltweite Geschichte und er- freut sich immer größerer Beliebtheit. Aller- dings war es am Anfang vorwiegend die älte- re Generation, die an ihren alten Geräten,
Analoge Plattenspieler sind wieder en vogue, denn viele stehen auf Vinyl-LPs. Dies schlägt sich auf die Reparaturwünsche im Repaircafé nieder. Dieses Gerät hat 41 Jahre auf dem Buckel, und sein Besitzer will sich noch nicht von ihm trennen.
Sich vernetzen, kreativ und innovativ sein, das ist das Motto des „Makerspace“ in der Alten Kühlhalle.
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- STADTILLU FÜR COBURG, LICHTENFELS & KRONACH