Page 32 - MOHR Stadtillu - Ausgabe 244
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ZU GAST BEI BIERDORFHONIG IN WEISSENBRUNN BEI KRONACH
Blick in die Produktion werfen und hautnah über die Schulter blicken wie der Honig letzt- endlich ins Glas gelangt. Zuerst müssen die Waben vom sogenannten Deckelwachs be- freit werden. Die weiße Schicht wird mit einer Art Schaber von der Honigwabe "entdeckelt". Es ist ein zum Teil von den Wachsdrüsen der Bienen frisch erzeugtes und zum Teil vom be- stehenden Wabenbau verwendetes Wachs, welches den reifen Honig vor der Luftfeuch- tigkeit schützt und haltbar macht. Deckel- wachs ist besonders begehrt, denn es be- steht aus „Jungfernwachs“. Es ist sehr rein und weiß bis gelblichweiß. Gelb und braun wird es erst durch die Einlagerung von Ho- nig, Pollen und durch Bebrüten. Mit dem ganz frischen Deckelwachs kann man neue Mittelwände gießen oder Salben und Kos- metik herstellen. Bei Steffi und Christian lan- det es erst einmal in einer großen Schmelz- Maschine. Eine Wabe wiegt in diesem Zu- stand etwa 2 bis 2,5 Kilogramm. So eine Wabe ergibt am Ende ca. 4 Gläser. Derzeit herrscht bei Bierdorfhonig Hochkonjunktur,
denn "die Trachten haben sich, bedingt durch den Klimawandel zeitlich zusammen- geschoben. Ab Juli folgen dann nur noch ein- zelne Ernten wie die Waldtracht oder Tanne", fügt Christian an. Als Tracht bezeichnet der Imker das gesamte Angebot an Pollen, Nek- tar und Honigtau. Das heißt, die Tracht ist die Ernährungsgrundlage, die für ein Bienen- volk aktuell zur Verfügung steht. Eine gute Tracht ist die Grundlage für eine reiche Honi- gernte, zum Beispiel ein blühendes Raps- feld. Nachdem wir sogar mithelfen durften die Waben vom Deckelwachs zu befreien, folgt nun der wichtigste Vorgang: das Schleudern. Bei Christian und Steffi erledigt dies mittlerweile auch eine Maschine. Mit der Zeit haben die Beiden auch ihr Equip- ment auf Profiniveau gebracht. "Anfangs ha- ben wir auch noch tagelang entdeckelt und von Hand geschleudert, das ist jetzt einfach nicht mehr möglich", fügt Steffi an. "Die letz- te Investition war unsere neue Abfüllmaschi- ne. Die Ausgaben liegen bei mittlerweile mehrere zehtausend Euro". In der Schleuder
wird mittels Rotation und Zentrifugalkraft der Honig aus den Waben genommen. Nach dem Schleudervorgang wird der Honig noch einmal durch ein Feinsieb gelassen und ist danach fertig zur Abfüllung. Wir sprechen hier von flüssigem Honig. Für den cremigen Honig steht wiederum eine Maschine bereit, die den Honig cremig rührt. Bis zu 180 Kilo- gramm fasst der Behälter dieses fleissigen Helfers. Es ist einfach toll mit anzusehen wie die einzelnen Schritte von der Hand gehen, um am Ende das fertige Glas in Händen zu halten. Wenn das nicht regional und nach- haltig ist. Die Qualität des Bierdorfhonigs wird übrigens regelmäßig durch ein Labor in Oberbayern überprüft. "Wir überprüfen un- seren Honig zum einen auf Sortenreinheit. Schließlich soll wenn auf dem Etikett bei- spielsweise Lindenhonig abgedruckt ist, auch Lindenhonig enthalten sein, und zum anderen auf Pestizidrückstände. In unserer Region hilft uns auf jeden Fall die teilweise noch kleinteilige und vielfältige Landwirt- schaft. Bei allen Messungen gab es noch kei-
nerlei Beanstandungen", zeigt sich Christian stolz.
Wir wollen zum Abschluß unseres Besuches noch wissen, was wir seiner Meinung nach zum Fortbestehen der Biene tun können und was das Volksbegehren zum Schutz der Bie- nen seitdem wirklich gebracht hat. "Aktuell hat sich noch nicht sehr viel getan. Bedroht ist nach wie vor die Wildbiene und weniger die betreute Imkerbiene. Was in der Öffent- lichkeit vielleicht immer etwas verzerrt wahr- genommen wird. Aber klar hilft jede Wiese die nicht gemäht wird und jede Streuobst- wiese in der Sache weiter" beurteilt er die Lage eher kritisch.
Wer mehr über den leckeren Honig aus dem Frankenwald erfahren möchte und wo die nächste Märkte stattfinden, kann unter www. bierdorfhonig.de immer auf dem Laufenden bleiben.
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- STADTILLU FÜR COBURG, LICHTENFELS & KRONACH