Page 84 - MOHR Stadtillu - Ausgabe 250
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HISTORISCHER KLINKERBAU IN TAMBACH ERHÄLT SONDERPREIS
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BAUKULTURPREIS 2024
IN ZEITEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS UND DES LÄNDLICHEN STRUKTURWANDELS WIRD DIE SANIERUNG LEERSTEHENDER HÄUSER DURCH PRIVATE HAUSBESITZER IMMER WICHTIGER FÜR DEN ERHALT VON STÄDTEN UND DÖRFERN. AUS DIESEN GRÜNDEN LÄDT DIE INITIATIVE RODACHTAL ALLE ZWEI JAHRE HAUSEIGENTÜMER DAZU EIN, SICH MIT HERAUSRAGENDEN BAUPROJEKTEN FÜR IHREN BAUKULTURPREIS ZU BEWERBEN. ES WERDEN PREISGELDER IN HÖHE VON 4.000 EURO AUSGEREICHT, DIE VON DER VR-BANK LICHTENFELS- EBERN EG BEREITGESTELLT WERDEN.
ert. Das Holz neu eingelassen und die Klinker mit speziellem Steinöl imprägniert. Nach- dem die Ausleihgebühren für ein Arbeitsge- rüst teuerer gekommen wären als ein Kauf, hat sich Christin kurzerhand dazu entschlo- ßen ein Gerüst anzuschaffen. Das wurde auch insgesamt dreimal zu unterschiedlichen Zwecken und Arbeitsschritten immer wieder eingelegt und anschließend wieder aufge- baut.
Für die Heizung war eigentlich schon eine Förderung genehmigt. Die Wahl fiel ur- sprünglich auf eine Pellet-Lösung, weil sich im teilunterkellerten Anwesen ein Raum be- sonders als Pelletlager anbot. Doch als ein gewaltiges Hochwasser nach einem Starkre- gen halb Tambach in diesem Bereich rund um den kleinen Bach Tambach und den gro- ßen Teich in der Ortsmitte unter Wasser setz- te, hat man seine Meinung doch noch geän- dert und auf eine Flüssiggasheizung gesetzt. Der zugehörige 6000 Kubikmeter-Tank wur- de hinter dem Haus in der Erde versenkt.
Viel Liebe, Schweiß und Handwerkskunst ist auch in die Gestaltung der Außenanlagen ge-
Für die Sanierung eines über 20 Jahre leer- stehenden Gebäudes und der Schaffung von mehreren Wohneinheiten in dem histori- schen Klinkerbau in Tambach erhielt Christin Rothaug, einen mit 500 Euro dotierten Son- derpreis. Gemeinsam mit ihrem Partner Tom Schelhorn hat sie das denkmalgeschützte Gebäude fast drei Jahre lang mit sehr viel Ei- genleistung umgebaut und energetisch sa- niert. Eigentlich stand das Gebäude von 1880 gar nicht offiziell zum Verkauf. Durch Zufall entdeckte der Vater von Christin Rot- haug das lange leerstehende Objekt und setzte seine Tochter doch einmal darauf an, ob das Haus zum Verkauf steht und wem es gehört. Schnell war klar, dass es im Besitz von Heinrich Graf zu Ortenburg stand. Nach ei- nem Ortstermin und einem anschließenden Kaufangebot, dauerte es nicht lange und der
Hauskauf wurde beim Notar offiziell beur- kundet. Schon beim ersten Blick auf das Haus, wußte Christin Rothaug um die beson- dere Beziehung zu diesem alten Gemäuer, dass noch viele Überraschungen für Sie und ihre helfende Familie bereithalten sollte. Im Prinzip mußte jede Kleinigkeit mit dem Denkmalschutz abgestimmt werden, der so- wohl im Außenbereich, als auch bei der Fas- sade, über die Fenster und die Gestaltungen im Innenraum zahlreiche Vorgaben für die junge Bauherrin bereithielt. Die Tatsache, dass Christin im Berufsalltag ständig mit Baustoffen zu tun hat und viele Gewerke im Familienkreis abgedeckt werden konnte, half dem Bauprojekt enorm, gibt sie uns zu ver- stehen. Die Planung erfolgte durch Michael Wohlfromm aus Beiersdorf. Die ersten vier Monate ging es an die komplette Entker-
nung des Hauses. Das Dach wurde neu ge- deckt und der bis dato ungenutzte Dachbo- den zum Wohnraum ausgebaut. Durch diese Maßnahme mußte eine Nutzungsänderung beantragt werden, was viel Bürokratie und Zeitverlust mit sich brachte. Am Ende hat es sich dennoch gelohnt, denn durch die Erwei- terung der Wohnfläche entstanden am Ende drei separate Wohneinheiten mit 70, 50 und 130 Quadratmetern. Eine weitere Vorgabe war die 140 Jahre alte Treppe zu erhalten. Dies konnte im weitesten Sinne auch so um- gesetzt werden, indem die Wangen neu auf- gearbeitet und gestrichen und auch die Trep- penstufen passend zum Fußboden gestaltet wurden. Im Inneren hat man das Mauerwerk sozusagen durch eine zweite Ytong-Lage ab- gemauert und so gedämmt. Auch die Fassa- densteinfugen wurden aufgeflext und erneu-
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- STADTILLU FÜR COBURG, LICHTENFELS & KRONACH