Page 40 - MOHR Stadtillu - Ausgabe 243
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 TILL MAYER BERICHTET AUS DER UKRAINE
    Das umkämpfte Charkiw im April: Sascha hat seinen ersten und einzigen Tag Fronturlaub. Seine Freundin Yulia und er freuen sich über den Moment einer Umarmung.
 DIE SCHICKSALE HINTER DEN SCHLAGZEILEN
 (FOTO-)JOURNALIST TILL MAYER BERICHTET SEIT VELEN JAHREN ÜBER DEN KRIEG IN DER UKRAINE. IN SEINEM NEUEN BUCH "UKRAINE - EUROPAS KRIEG" ZEIGT ER IN SEINEN REPORTAGEN MUT UND TRAUER. UND WIE DIE MENSCHEN DEM RUSSISCHEN ANGRIFF TAPFER DIE STIRN BIETEN.
Eigentlich gibt es für einen Journalisten kei- ne größere Bestätigung als die Aufmerksam- keit der Welt für eines seiner Herzensthe- men.
Eigentlich. Aber wenn es für diese Aufmerk- samkeit erst einen völkerrechtswidrigen An- griff und tausende Tode braucht, bleibt kein Platz für Bestätigung. Sondern nur die Wahl zwischen Resignation und Weitermachen. Der Bamberger Till Mayer hat sich fürs Wei- termachen entschieden.
Seit 2014 berichtet der (Foto-)Journalist nun schon in Texten und Bildern von „Europas vergessenem Krieg“ im Osten der Ukraine, wie er ihn lange nannte. Seit 2017 macht er das regelmäßig direkt von der Front im Don- bas. Aus dem Wegschauen der Welt ist mit dem Einmarsch von Putins Truppen im Fe- bruar 2022 nicht mehr zu verdrängende Rea- lität und, über ein Jahr und ungezählte, im- mer neue Schreckensmeldungen später schrecklicher Alltag geworden. Mayers aktu- elles Buch „Ukraine“, das jüngst im Erich-
Weiß-Verlag erschien, trägt den schlichten Untertitel „Europas Krieg“. Vergessen kann man diesen Krieg nicht mehr. Sein Ausmaß verdrängen aber leider sehr wohl.
Die Menschen in der Ukraine, die Mayer da porträtiert, können weder das eine noch das andere. Der Krieg hat eingeschlagen in ihre Leben, ihren Alltag in graue Wolken aus Trümmerstaub, Rauch und Angst gehüllt. Egal, ob sie im Splittergraben das Pfeifen und die Einschläge der russischen Granaten hören oder in Städten hunderte Kilometer weiter im Westen versuchen, sich zwischen Raketenalarm und Frontnachrichten einen Fetzen Normalität zu bewahren.
Mayer reist zu denen, die ausharren. Die blei- ben wollen, die nicht fliehen können. Oder festhalten an einer Heimat, die nicht mehr dieselbe ist. Sie alle kämpfen, jeder auf seine Art: mit der Waffe in der Hand, am Computer, als Mutmacher. Oder mit Lebensfreude und Pragmatismus, die sich nicht ersticken las- sen.
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- STADTILLU FÜR COBURG, LICHTENFELS & KRONACH























































































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