Seit 100 Tagen läuft das Programm "Azubi-Support" nun schon, und für Corinna Börner von der Regierung von Oberfranken steht bereits fest, dass es Bedarf dafür gibt. Dafür sprechen allein die Zahlen, wie sie findet: 31 Jugendliche werden schon betreut, davon acht bereits in Ausbildungsstellen vermittelt.

Die VHS und die IHK zu Coburg haben das Projekt gemeinsam gestartet, aber auch die Handwerkskammer und die Agentur für Arbeit sind mit im Boot. Es richtet sich zum einen an junge Leute, die noch keine Ausbildungsstelle haben, zum anderen an diejenigen, denen ein Abbruch der Lehre droht. Die Gründe für die jeweilige Situation können sehr unterschiedlich sein, deshalb wird auch sehr individuell geholfen: Es kann sich um Zusatz- oder Nachhilfeunterricht handeln, um pädagogische Betreuung oder um Hilfen für die Betriebe, wo die Ausbilder Bedenken haben, dass ein Jugendlicher die Lehre schafft.

Gefördert wird das Ganze vom bayerischen Arbeits- und Sozialministerium aus dem Arbeitsmarktfonds. 300 000 Euro stehen über drei Jahre zur Verfügung, fügt Annette Ratay, die zuständige Referatsleiterin im Ministerium an.

Die Sicherung des künftigen Fachkräftebedarfes ist eine große Herausforderung für die Coburger Wirtschaft. Der wichtigste Weg dabei ist die Ausbildung des Nachwuchses. So haben im Herbst 2017 rund 800 Schulabgägner eine duale Berufsausbildung in den Betrieben im Stadt und Landkreis Coburg begonnen. Die Unternehmen hatten insgesamt 1326 Ausbildungsstellen in gewerblich-technischen und kaufmännischen Berufen zu besetzen. Ein Zuwachs von 3,4 % im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig sank aber die Zahl der Bewerber um 2,3 % auf 836. Neben der Stärkung des dualen Ausbildungssystems geht es auch darum, Ausbildungsabbrüche zu vermeiden. Davon gibt es eine ganze Menge. So liegt die Quote der Ausbildungsabbrüche im IHK-Bezirk Coburg aktuell bei 17 Prozent.

"Azubi-Support - mit Unterstützung zur Ausbildung mit Erfolg" lautet der vollständige Projekttitel. Das Besondere ist die explizite, individuelle Ausrichtung auf den Jugendlichen. Jeder, der den erfolgreichen Abschluß einer dualen Ausbildung anstrebt, erhält die für ihn optimale Unterstützung. Passgenaue Hilfsangebote gibt es auch für Unternehmen, die leistungsschwächeren Auszubildenden eine Chance geben.

"Jedes Einzelschicksal steht bei uns im Mittelpunkt. Zusätzlich zu den üblichen Nachhilfeangeboten gibt es eine individuelle sozialpädagogische Betreuung. Jeder der vier starken Partner ergänzt unser Netzwerk", erklärt der Teamleiter der der Berufsberatung, der Agentur für Arbeit, Torsten Schütt. "Immer mehr Jugendliche stehen nach dem Schulabschluss ohne Ausbildung da und wissen meist nicht was sie machen sollen. Der erste Gedanke ist hier oft der Besuch der FOS, doch dies scheitert bei den meisten bereits im ersten Halbjahr und dann stehen sie wieder mit leeren Händen da. Doch auch Ausbildungsabbrüche sind nicht selten", weiß Stefan Faber von der VHS Coburg, der das Projekt Azubi-Support aktiv betreut.
 
Das Kernziel des Projektes ist es junge Erwachsene mit einem Ausbildungsplatz zu versorgen und Ausbildungsabbrüche zu verhindern. Dies erfolgt über eine individuelle Beratung zusammen mit ausgewählten Dozenten und dem Azubi. Der erste Schritt ist meist die Kontaktaufnahme vom jeweiligen Betrieb, da die Azubis von sich aus eher selten die Eigeninitiative ergreifen oder oftmals auch noch nichts von dem Projekt wissen. Die Ansprache, Beratung und Unterstützung folgen über ein Netzwerk, welches sich aus dem Träger, der Volkshochschule Coburg, der IHK als Kooperationspartner, Experten sprich Kammern und Verbänden und ausgewählten Vertretern der regionalen Unternehmen zusammensetzt. Um das Projekt erfolgreich zu gestalten kann Stefan Faber aus einem großen Pool an Dozenten für jeden Azubi den passenden aussuchen und anschließend dem Azubi zuweisen. Der Dozent konzentriert sich dann speziell auf diesen einen Fall, da es bei größeren Personengruppen oftmals schwer ist, auf die individuellen Probleme jedes Azubis einzugehen, weshalb sie immer eine Einzel- bzw. eine Beratung zu zweit erhalten.

Das Hauptproblem ist, das viele Azubis mit den Lerninhalten auf der Berufsschule überfordert sind, gerade in Mathematik scheint es bei einigen zu scheitern, aber auch fachspezifische Probleme sind nicht selten. Da immer mehr Flüchtlinge eine Ausbildung beginnen, die oft Probleme mit ihren Deutschkenntnissen haben, gibt es auch hier Dozenten, die sich speziell auf solche Fälle vorbereiten und den Azubis dann bei einer Art Deutschkurs mit ihren Problemen helfen um ihre Kenntnisse aufzubessern. Oft seien die Auszubildenden auch einfach zu verwöhnt und hätten ein zu verzogenes Bild von ihrer Ausbildung, sie informieren sich nicht richtig über das Tätigkeitsfeld ihrer Ausbildung und seien dann enttäuscht von ihren Aufgaben, oder sie kommen mit ihrem Umfeld nicht klar, weil sie zu zimperlich seien, denn in einer Gastronomie sei es nichts Ungewöhnliches das der Ton in der Küche auch einmal lauter werden kann, meint Stefan Faber.

Stefan Faber selbst hat eine langjährige Berufserfahrung im Umgang mit Jugendlichen und kennt sich gut mit deren Problemen aus. Er ist gelernter Erzieher, absolvierte Tätigkeiten im behinderten Bereich und in Horten, hat soziale Arbeit studiert. Auch mit den Projekten von Bildungsträgern und ABH (ähnlich wie AZUBI-Support) ist er durchaus vertraut, hinzu kommt eine zweieinhalbjährige Berufserfahrung mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, sowie neun Jahre an der Berufsschule in Sonneberg. Doch das Wichtigste für das Gelingen des Projekts ist die Eigeninitiative bzw. die Motivation der Auszubildenden, diese müssen mit den Dozenten zusammenarbeiten und sich auf ihre Hilfe auch einlassen. Das funktioniert bisher sehr gut, berichtet Stefan Faber. Das Projekt ist nicht verpflichtend und kann daher nur auf einer freiwilligen Basis erfolgreich geschehen.

Selbstverständlich können nicht nur die Betriebe selbst eine Anfrage an das Projekt stellen, im Gegenteil, die Volkshochschule würde sich freuen wenn mehr Jugendliche bzw. die Eltern zusammen mit ihrem Kind auf uns zukommen würden. "Gerade jetzt nach den Zwischenzeugnissen kann es sein, dass noch einmal Zulauf und Bedarf besteht, zeigt sich Stefan Faber aber gut vorbereitet.

Ratsuchende, seien es Auszubildende, Eltern oder Ausbilder können ihn in der  VHS Coburg unter Telefon 09561/8825-26 erreichen. E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..