Viele Jahre war das ehemalige Gebäude der Druckerei Dornheim in der Steingasse in Coburg ungenutzt, doch vor rund zweieinhalb Jahren zog wieder Leben in das herschafftliche Haus ein. Das Architekten-Ehepaar Bernward Flenner und seine Frau Maria Winter erwarben das Objekt und begannen mit den unfangreichen Sanierungsmaßnahmen.

"Irgendwie hat dieses Haus auf uns gewartet und wir waren bestimmt dies so umzusetzen", erinnert sich Maria Winter. Um das Haus selbst zu bewohnen stand sogar ein Umzug aus Stegaurach bei Bamberg nach Coburg an. "Es ist reizvoll inmitten der Stadt zu wohnen aber dennoch im Grünen.

Die Nähe zum Marktplatz und auf der anderen Seite mit wenigen Schritten in den Hofgarten ist einfach genial", begründet das Ehepaar den Schritt. Das Schmuckstück der selbstbewohnten 2. Etage ist die große Dachterasse die über eine kleine Brücke zu erreichen ist. Diese Außenfläche gab es auch schon vorher, nur nach der Renovierung ist dies zweifelsohne das absolute Highlight des Anwesens. Mit viel Aufwand und Liebe zum Detail hat man sich an die Sanierung gewagt. Über eine Million Euro sind seitdem in die baulichen Maßnahmen geflossen, um dieses markante Gebäude aus seinem Dornröschen-Schlaf zu erwecken. Sämtliche Sanitär- und Elektroleitungen wurden durch die Firma Brückner und Licht & Co neu verlegt und natürlich auch die Fassade mit seinen zahlreichen Schmuckstücken wieder auf Vordermann gebracht. Viel Mühe und natürlch auch Geldmittel sind in die Sandstein-Elemente des Hauses geflossen.

"Im Prinzip haben wir weitestgehend die Grundrisse der ursprünglich vorgefunden Bausubstanz belassen" gibt uns Bernward Flenner zu vestehen. Die entstandenen Wohnungen sind bis zu 150 Quadratmeter groß und und haben allesamt passende Mieter gefunden. Im Ergeschoß bot sich die Nutzung als Gewerbe an. Ein Psychotherapiepraxis ist bereits eingezogen und das Haus wird durch ein Restaurant mit Leben erfüllt. Dabei war es goßer Zufall wie Bernward Flenner überhaupt auf die Idee gebracht wurde, dieses Haus anzusehen. Bereits die Renovierung eines weiteren historischen Stadthauses, nämlich das Eckgebäude zur Rückertstraße gehen auf das Konto des Ehepaares. Lange Zeit passierte auch hier wenig. Viele Jahrzehnte war der Salon Heißler an diesem markanten Punkt der Coburger Altstadt direkt am Rückertbrunnen zu finden. Nach der Renovierung mit viel Fingerspitzengefühl und neuer gelber Farbgebung der Fassade ist dort das das Immobilienbüro von Regina Leybold eingezogen.

Besser hätte man die Sanierung dieses Hauses aus dem frühen 16.Jahrhundert kaum umsetzen können. So gesehen hat nun das ganze Häuser-Ensamble vom Steintor aus zum Marktplatz geblickt ein neues Bild und eine unglaubliche Aufwertung erhalten. Ganz klar, dass bei einer solch historischen Bausubstanz auch der Denkmalschutz in Coburg in die Instandsetzungsmaßnahmen eingebunden war.
Der Leiter der Coburger Denkmalschutzbehörde Klemens Sagodi war es auch, der eines Tages Bernward Flenner das Haus Steingasse 24 ans Herz legte. Rund 14 Jahre war die Stadt Coburg selbst Eigentümer  des Anwesens. Ursprünglich war es als Erweiterung des Ämtergebäudes gedacht. Doch aus Kostengründen wurden diese Pläne ad acta gelegt. Vor allem der Verein Stadtbild Coburg um seinen Vorsitzenden Dr. Hans-Heinrich Eidt war der lange Leerstand und Verfall des Gebäudes viele Jahre ein großer Dorn im Auge und setzte sich vehement für die Erhaltung und den Verkauf ein.  

Eines Tages war es dann soweit und die Stadt Coburg versuchte das Haus zu veräußern, doch viele potentielle Käufer sprangen immer wieder ab. Nichtsdestoweniger hat die Geschichte jetzt ein gutes Ende genommen und auch das Stadtbild Coburg, das landesamt für Denmalpflege mit Dr. Annette Faber und zuletzt Klemens Sagodi können sehr stolz auf den historischen Erhalt vieler Details sein, die vom Ehepaar Flenner ganz toll umgesetzt wurden.
Bei diesem Thema funkeln die Augen von Maria Winter. Wie all diese facettenreichen historischen Vermächtnisse in die Sanierung eingebunden wurden, zeigt sich auch in der stattlichen Küche. Sie öffnet das Fenster und verweist auf das unterteilte Sprosenfenster. "Dies dürfte das älteste Fenster im Haus sein. Alle Beschläge sind noch detailreich erhalten und gerade im Sommer ist das Öffnen eines kleineren Fensters doch eine tolle Sache", fügt sie freudig an. Um das Fenster so zu erhalten, wurde das neue Hauptfester von der Schreinerei Riedel einfach Innen angebracht. Die Fußböden verfügen über große Bohlen aufwendig von alten Farbschichten befreit und neu eingelassen wurden, auch die zahlreichen Flügeltüren im Haus hatten eine gute Substanz und konnten stets in allen Wohnbereichen mit eingebunden werden.

Wie man oftmals historische Bausubstanz retten und vielmehr noch weiterverwenden kann, zeigt sich auch bei der Sanierung des Daches. "Die Dachziegel sind noch hervorragend und werden Sie um noch weitere hundert Jahre überleben", erinnert sich Berward Flenner an die Aussage seines Dachdeckers, der Firma Glückauf aus Sonnberg. So gesehen wurden auch hier weitestgehend alle Ziegel wieder zur Dacheindeckung genutzt.

Erst um 1900 erhielt das Eckhaus zur Unteren Anlage eine neubarocke Putzfassade. Der Ehrenburg gegenüber liegend war das Gebäude von 1801 bis 1901 in herzoglichem Besitz und diente anfangs als Unterkunft für Gäste. Gerade die Außenfassade wirkte zuletzt trist und es tat richtig weh, die detailreichen Stuckelemente so dem Zahn der Zeit überlassen zu sehen.
 
Die Dämmung mit mineralischen Platten war die optimale Lösung für eine energieeffiziente und nachhaltige  Wärmedämmung der Außenwände bzw. der Fassade, zeigt sich der Architekt fachmännisch, die Friedrich aus Friesendorf umgesetzt hat.  Für die Wiederherstellung und Ausarbeitung der zahlreichen Ornamente konnte mit Erwin Rösch aus Scheßlitz  jemand gefunden werden, der auf die Konservierung, Restaurierung und Wartung von Kunst- und Baudenkmälern insbesondere  auf Putz, Farbe, Decken- und Wandmalereien spezilisiert ist. Die Restaurierung der zahlreichen Sandstein-Elemente wurde der Coburger Speizialfirma PADI übertragen, die gerade bei der Gestaltung und Wiederherstellung der beiden Säulen im Eingangbereich ganze Arbeit geleistet hat.

Kürzlich  erhielten Bernward Flenner und Maria Winter  die Denkmalschutzmedaille des Freistaates Bayern für die vorbildliche Renovierung des Baudenkmals. Wie groß das Interesse und auch die Neugierde  der Coburger für das Dornheim-Haus ist, zeigt sich an der großen Nachfrage für den Tag des offenen Denkmals am 9. September. An diesem Tag öffnet das Ehepaar nämlich die Türen zu ihrem Haus. Leider waren jedoch die Plätze bereits nach kurzer Zeit ausgebucht. Wer dennoch die gelebte Geschichte des Dornheim-Hauses hautnah erleben möchte, kann sich in der neuen Gastroniemie "Dornheim" von Daniel Autsch einen Tisch reservieren. Doch mehr dazu auf den beiden folgenden Seiten.