Foodsharing ist eine 2012 entstandene Initiative gegen die Lebensmittelverschwendung, welche Lebensmittel "rettet", die man ansonsten wegwerfen würde. Über 200.000 registrierte NutzerInnen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und über 25.000 Freiwillige, sogenannte Foodsaver, machen diese Initiative mittlerweile zu einer internationalen Bewegung. Es kooperieren über 3.000 Betriebe, bei denen bisher schon 7,8 Millionen Kilogramm Lebensmittel vor der Verschwendung bewahrt worden sind. Täglich finden etwa 1.000 weitere Abholungen statt.
Die Plattform foodsharing.de basiert auf ehrenamtlichem Engagement. Das Retten und Teilen von Lebensmitteln findet geldfrei statt. Der gemeinnützige foodsharing e.V. sorgt als Betreiber der Webseite dafür, dass diese unkommerziell und ohne Werbung bleibt.
Allein in Deutschland ist die Lebensmittelverschwendung ein großes Problem: Etwa ein Drittel aller Lebensmittel werden verschwendet. Und dabei wird nicht nur Lebensmittel an sich weggeworfen, sondern auch die Ressourcen die z.B. in Anbau, Ernte, Verpackung, Transport und Lagerung geflossen sind.
Die Verschwendung findet überall statt: bei Anbau, Ernte, Weiterverarbeitung, Verkauf sowie beim Endverbraucher. foodsharing sensibilisiert für das Thema soweit möglich bei allen AkteurInnen mit denen die Initiative in Kontakt steht.
Bei unterschiedlichen Aktionen machen die MitstreiterInnen auf die unglaubliche Verschwendung in der Gesellschaft aufmerksam und bieten Lösungsansätze an. Ziel ist, auf persönlicher Ebene Aufklärung, Umdenken und verantwortliches Handeln anzustoßen.
foodsharing bringt Menschen unterschiedlichster Hintergründe zusammen und begeistert zum Mitmachen, Mitdenken und verantwortungsvollem Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten. Es gibt keine andere Initiative dieser Größe, welche in diesem Umfang ehrenamtlich tätig ist, öffentlich kommuniziert, wie viele Lebensmittel weggeworfen werden, und aus einer Nachhaltigkeitsperspektive Lösungsansätze bietet.
In Coburg ist die Initiative seit Oktober letzten Jahres angekommen. Wir sind mit Isabelle Haberberger verabredet, eine Helferin die sich sofort für die Ziele der Initiative begeistern konnte und nun ihre ehrenamtliche Tätigkeit in Coburg einbringt. Wir treffen die Studentin der Integrativen Gesundheitsförderung im Dialog in der Metzgergasse im Herzen von Coburg.
“313 Kilogramm Lebensmittel werfen wir pro Sekunde in Deutschland weg!” sagt Isabelle und füllt gerade den Abholstand mit frischem Gemüse auf, dass sie soeben aus einem Supermarkt abgeholt hat. Sie ist eine Foodsaverin, die essbare Lebensmittel legal von Betrieben abholt, die dort entsorgt würden. "In Coburg gibt es derzeit drei feste Partnerbetriebe bei denen wir zu festen Zeiten Lebensmittel abholen können" fügt sie an. Die teilnehmenden Märkte wollen an dieser Stelle nicht genannt werden. Wer sich bei Foodsharing engagiert verpflichtet sich auch gleichzeitig in diesem Punkt zur Verschwiegenheit.
Foodsharing wirkt hier ergänzend zu den örtlichen Tafeln."Uns geht es ausschließlich um die Rettung von Lebensmittel die sonst weggeworfen werden", betont Isabelle. In Coburg gibt es derzeit zwei Abholstationen wo die Lebensmittel zu jeder Uhrzeit, also auch nachts von Jedermann mitgenommen werden kann. Zum einen steht dieses Regal hier in der Metzgergasse und zum anderen in der Lutherstraße 12 in Coburg.
"Zweimal die Woche, meistens am Montag und Mittwoch werden die beiden Stationen befüllt", gibt uns Isabelle zu verstehen. "Wir erhalten Lebensmittel deren Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten wurde.
Meistens Obst und Gemüse. Hier darf auch schon mal ein Blatt welk sein, oder auch angeschramt. Die Auswahl ist üppig und saisonal abhängig von dem, was es gerade gibt. Gerade zur Spargelzeit hatten wir sehr viel Spargel. Lebensmittel die dann aber auch recht zügig abgeholt werden sollten. Wir erhalten auch sehr viel Brot, allerdings keine Milchprodukte, denn hier fehlt uns noch die Kühlmöglichkeit. Derzeit suchen wir auch noch einen öffentlichen Raum, wo wir einen Kühlschrank aufstellen können", gibt uns Isabelle mit auf den Weg.
Weil Supermärkte immer noch viel zu viele Lebensmittel wegwerfen, fordert foodsharing mit dem Kampagnen-Bündnis „Leere Tonne“ einen Wegwerfstopp für Supermärkte. Über 50.000 Unterschriften wurden für die Petition gesammelt: Der Handel soll verpflichtet werden, überschüssige Ware an gemeinnützige Organisationen zu spenden, statt Nahrungsmittel zu entsorgen.
In Frankreich und Italien gibt es dazu längst Gesetze, in vielen weiteren EU-Ländern wird daran gearbeitet. „Die Deutsche Politik sperrt sich dagegen. 87% der Deutschen würden solch ein Gesetz befürworten. Vor allem die Union ruht sich darauf aus, dass die Verbrauchenden wichtiger seien – aber die Mülltonnen der Supermärkte sind voll! Das Ministerium und Politiker*innen benutzen Statistiken, die unvollständig und nicht belastbar sind, da Verluste auf den Feldern und in Supermärkten kaum erforscht sind.“ sagt Manuel Wiemann, Verantwortlicher der Leeren Tonne.
Bereits mehrmals wurde foodsharing für visionäre Ideen ausgezeichnet, unter anderem von der Regierung mit dem “Zu gut für die Tonne”-Preis und dem “Smart Hero Award”. Sogenannte Fair-Teiler gehören zu den innovativen Konzepten der jungen Bewegung: In diesen Regalen und Kühlschränken können alle Essen teilen und abholen. Dadurch wird einerseits die Verschwendung in Privathaushalten reduziert und andererseits ist ein anonymes Abholen ohne Stigmatisierung für Bedürftige und andere möglich.