Page 42 - MOHR Stadtillu 246 - Dezember 2023
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 MAXIMILIAN DALLINGER VOM SG COBURG IM PORTRAIT
   Kommen wir nun zu unserem Interviewpart- ner Maximilian Dallinger. Er arbeitet derzeit als Polizeibeamter bei der Bayerischen Poli- zei. Seit 2007 ist auch er dem Luftgewehr- sport verfallen. Einer seiner bisher größten Erfolge ist der Gewinn der Weltmeisterschaft 2018 im Kleinkaliber-liegend. Doch an auf- hören denkt der 27 jährige noch lange nicht. So will er mindestens eine Medaille bei der WM und den Olympischen Spielen gewin- nen. Außerdem möchte er sich mit der SG Co- burg seinen Traum vom Bundesliga-Meister- titel erfüllen.
Wir haben ihn zu einem kurzen Interview ge- troffen, bei dem er uns Rede und Antwort stand.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst im Endspurt der Saison mit uns ein Inter- view zu führen. Lass uns anfangen: Wie bist du zum Schießsport gekommen und was fasziniert dich daran?
Ich bin mit 12 Jahren über meine damaligen Nachbarskinder zum Schießabend mitge- nommen worden und nach wenigen Jahren wurde das schlichtweg erfolgreicher und hat nach uns nach den Fußball abgelöst, mit dem ich deutlich früher begonnen hatte.
Die Faszination besteht für mich darin, dass der Sport durch Widersprüchlichkeiten ge- prägt ist. Je mehr du es willst und versuchst zu erzwingen, umso weniger wird es funktio- nieren. Genauso denken viele, dass es um absolute Ruhe, um Ruhepuls um die 60 Schläge und um eine Art meditationsartige, monotone Sportart geht, die noch dazu kaum körperliche Ansprüche stellt. Ehrlich gesagt wäre das ein Traum ;D. Doch die Reali- tät sieht so auch, dass von dir verlangt wird, unter mentaler Anspannung und Wett- kampfdruck bei ca. 140er Puls, jeden Muskel im Körper so zu kontrollieren, dass spontane Kontraktionen oder Tremor minimiert wer- den und man dabei den Kopf möglichst nah am Belastungslimit hält. Mit Belastungslimit
ist der Punkt gemeint, an dem das Gehirn am leistungsfähigsten ist, also IN der Stressitua- tion. Ein schmaler Grad, denn zu viel Ent- oder Anspannung machen den Körper zu trä- ge oder zu aggressiv im Auslösen des Ab- zugs. Dieses Gefühl ist absolut unangenehm und dennoch der beste Zustand für Leistung.
Was sind deine Ziele für die Zukunft, so- wohl sportlich als auch persönlich? Kannst du uns von deinem bisherigen Karriere- highlight erzählen?
Klarer Fokus liegt aktuell auf den Olympi- schen Spielen 2024 in Paris. Auf dem Weg dorthin liegen noch ein paar Zwischenstatio- nen, wie EM, Weltcups und spezielle Tournie- re, um weitere Startplätze für Deutschland zu gewinnen und sich am Ende dafür zu qualifi- zieren.
Persönliche Ziele hat man natürlich viele und diese sind auch irgendwie immer auf ihre Art mit dem Sport verbunden. Ganz besonders würde ich mich natürlich freuen, wenn ich als Athlet wiederum junge Sportler begeistern kann, ebenso wie das meine Vorbilder und ehemaligen Teamkameraden in meinen jun- gen Jahren getan haben.
Karrierehighlight finde ich tatsächlich sehr schwer zu formulieren, denn davon gibt es sehr viel und alle sind einzigartig und eigent- lich nicht zu vergleichen. Ich genieße aktuell sehr, dass wir in der Nationalmannschaft zu einer kleinen, sehr engen Gruppe zusam- mengewachsen sind. Das ist im Sport nicht selbstverständlich, da beim Wettkampfstart jeder Konkurrent ist.
Maximilian, wie schaffst du es eigentlich Arbeit und Sport unter einen Hut zu brin- gen? In wie weit kannst du da auf die Un- terstützung der Polizei zählen?
Die Polizei unterstützt nicht nur, sie ist sogar ausschlaggebend für die erfolgreich Kombi- nation von Sport und Beruf. Die eigene Abtei- lung „Spitzensport Polizei Bayern“ zeichnet sich dadurch auch, dass jungen Nationalka- derathleten aller olympischen Sportarten die einmalige Möglichkeit geboten wird, wäh- rend professioneller Sportausübung die Aus- bildung zum Polizeimeister im mittleren Dienst zu beenden und das ganze unter vol- len Polizeibezügen. Diese Entlastung ist der
elementare Baustein für sportlichen Erfolg, denn Existenzängste und Zeitmangel sind Gift für sportlichen Erfolg. Ich kann mich als Sportler darauf verlassen, dass meine Kolle- gen alles für mich möglich machen, damit ich meinen Fokus voll auf die Zielwettkämpfe legen kann.
Wie bereitest du dich auf einen Wett- kampf vor und wie gehst du mit dem Druck um liefern zu müssen?
Die Wettkampfvorbereitung beginnt ja be- reits Wochen und Monate, oder sogar Jahre vor dem Zielwettkampf, wie bspw. Den Olym- pischen Spielen.
Die unmittelbare Vorbereitung am Wett- kampfort sollte nach Möglichkeit aber einem konkreten Plan folgen, der aber auch Spiel- raum lässt für Umstände die nicht berechen- bar sind. So ein Plan umfasst Ernährung, mentale und körperliche Vorbereitungen, Spannungsaufbau, aber auch entsprechende Gelassenheit gepaart mit Courage. Über die konkrete Vorbereitung könnten wir ein sepa- rates Interview füllen.
Der Druck liefern zu müssen verteilt sich in der Bundesliga schönerweise auf 5 Köpfe statt nur auf den eigenen. Das macht es zwar nicht viel leichter, aber ein gutes Mann- schaftsgefühl kann das Selbstverständnis und die Sicherheit natürlich äußerst positiv beeinflussen. Alle Sportler wissen sehr gut, welche Gedanken einem während eines Wettkampfes so in den Kopf steigen können. Die wesentliche Frage ist dann: welcher Ge- danke ist hilfreich, welcher ist es nicht und viel wichtiger: was kann ich beeinflussen und was nicht? Gedanken kommen und ge- hen, das kann man nicht verhindern. ABER: Für meine Leistung bin ich verantwortlich, für die Platzierung der/die Gegner/in. Ich arbeite also nur an Aufgaben, die innerhalb meines Einflussbereichs liegen, meine eigenen Handlungen kann ich kontrollieren, alles an- dere nicht.
Als Leistungssportler hat man nicht immer viel Zeit, wie verbringst du deine Freizeit, wenn du nicht schießt oder arbeitest?
Sehr gerne auf dem Rennrad in der Sonne, nach langen Wettkampfreisen auch gerne al- lein, um runterzukommen und sich zu erden.
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- STADTILLU FÜR COBURG, LICHTENFELS & KRONACH













































































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