Foto: Manfred Esser

Ansprechende Melodien und volksnahe Texte - manchmal ein wenig sentimental, meistens lustig und frech - das ist Schlager. Trotz Höhen und Tiefen hat sich das robuste Genre einen festen Platz in der deutschen Musiklandschaft gesichert. In den 1970ern erfuhr Schlager in Deutschland ein Revival. Begünstigt wurde es durch die Verbreitung von Fernsehgeräten und die Ausstrahlung der ZDF-Hitparade, durch die Stars wie Udo Jürgens und Katja Ebstein einen hohen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad erreichen konnten. Der deutsche Schlager ist für viele nichts weiter als eine schreckliche Musikform, die immer „die anderen“ hören. Und auch wenn es sicher oftmals so ist: Man gibt ungern zu, seinen Ohren selbst hin und wieder einen guten Schlager zu gönnen.

Seit über 40 Jahren ist Teddy Herz aus Coburg im Showgeschäft. Bereits 1977 gründet er als Teenager mit Freunden seine erste Band, dann schnell die zweite. Und die kommt gut an. So gut, dass es "Nastasia" aus dem ländlichen Franken direkt ins Vorprogramm von namhaften Künstlern wie "Münchner Freiheit", "Spider Murphy Gang", "Hubert Kah" oder "Nena" schafft. Zahlreiche Tourneen und Radio-Live Shows, unter anderem mit "Markus" ("Ich will Spaß"), folgen. Im Gepäck hat der talentierte Sänger, der nun solo unterwegs ist, seine erste Single "Der Eismann" sowie deutsche Schlagermusik der 50er, 60er und 80er Jahre. Unter dem Namen Teddy Herz entstehen mit dem Autor und Produzenten Michael Zai im Jahr 1984 für den Label-Giganten EMI-Electrola die Lieder "Liebe auf den ersten Blick" und "Weinend in der Kirche". In dieser Zeit steht Teddy Herz auch die ersten Male mit seiner "Deutschen Schlager-Revue" auf der Bühne. Und auch damit geht er gleich in die Vollen - er tritt unter anderem gemeinsam mit der Schlagerikone Roy Black auf.

In den späten 80er-Jahren werden die Zeiten für Teddy härter. Er selber beschreibt diese Phase bescheiden so: "Ich habe lieber Briefmarken für den Versand von Infobroschüren statt Essen gekauft". Aber ans Aufgeben denkt er keinen Moment. Teddy Herz beißt sich durch und bleibt der Musikbranche treu. Sei es als Tourneeleiter oder als Agent, Manager und Veranstalter. Mit viel Zielbewusstsein und als jemand, der das Showbusiness von der Pike auf gelernt hat, wird auch das ein Erfolg. Es läuft so gut, dass Teddy sich lange Zeit hauptsächlich um dieses Geschäft kümmert.

Irgendwann bekommt der Vollblutmusiker dann wieder unbändig Lust, selbst Musik zu machen. "Da war noch etwas offen, da gab es noch jede Menge zu sagen und zu singen!", so beschreibt Teddy diesen Moment. Und wieder gibt er Vollgas. 2019 erscheint die Single "Rock'n'Roll Fieber" - musikalisch ganz in der Tradition der großen Klassiker, aber mit dem Sound von heute. Kurz darauf huldigt er der Legende Drafi Deutscher mit seiner Version von "Der Hauptmann von Köpenick".

Als waschechten Live-Künstler zieht es Teddy natürlich immer wieder auf die Bühne. Mit seiner "Deutschen Schlager-Revue" spricht er dabei alle Generationen an.

Jetzt präsentiert Teddy Herz sein lustiges Sommerlied "Der Eismann" und besucht im Sommer derzeit ausgewählte Eisdielen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wir treffen Teddy Herz im Coburger Stadtteil Beiersdorf. Ob er wohl eine Kugel Eis für uns hat.

Mohr: Sie stehen seit einigen Jahrzehnten auf der Bühne oder kümmern sich mit Ihrer Agentur um andere Künstler. Wie sieht es derzeit im Künstler-Deutschland aus. Gibt es Hoffnung?

Teddy Herz: Zunächst einmal Herzlichen Dank für dieses Interview. Seit vielen Jahren lese ich als Coburger natürlich regelmäßig Euer Magazin und finde es echt toll. Und dass jetzt im "Mohr" auch noch was über mich drin steht, das bestätigt meinen guten Eindruck... Bitte weiter so!
Die Zeiten für Künstler in Deutschland sind seit einigen Monaten sehr hart. Bedingt durch einen weltweiten "Lockdown" ist es in anderen Ländern ebenso. Die Einnahmequellen für Live-Künstler, Techniker und viele andere sind fast gänzlich weggebrochen. Wie so oft im Leben bieten solche  Situationen immer auch Chancen und deshalb sage ich - Ja, es gibt Hoffnung - es kommt immer darauf an was der Einzelne aus so einer Situation macht, denn es geht immer weiter und Aufgeben ist niemals eine Option! Meine Devise heißt "Weitermachen"! Außerdem schreiben führende Wissenschaftler über diesen Lockdown mittlerweile sogar von einem "Fehlalarm" und ich hoffe sehr, dass wir alle bald wieder zur Normalität zurückfinden - möglicherweise sogar zu einer besseren.

Mohr: Lange Zeit war es eher etwas ruhiger um Teddy Herz. Erst im letzten Jahr haben Sie sich entschlossen wieder voll durchzustarten. Was hat Sie dazu bewogen?

Teddy Herz: Nachdem ich als junger Künstler der Spielball von Plattenfirmen und Managern war, musste ich mich erstmal freischwimmen und habe ein Unternehmen für Veranstaltungen und später auch für Reisen aufgebaut. In den letzten Jahren bin ich deshalb sehr viel gereist, habe die Welt gesehen und einige Jahre in meiner zweiten Heimat Neuseeland verbracht. Der Deutsche Schlager hat mich allerdings nie losgelassen und so kam neben einem Musikverlag im vorletzten Jahr auch ein Musiklabel im letzten Jahr dazu. Um den nötigen Label-Code zu bekommen, war eine aktuelle Veröffentlichung erforderlich. Es lag also nahe selbst einen eigenen Song dafür aufzunehmen und das hat im Studio soviel Freude bereitet, dass mein Autoren und Produzenten Dream Team und ich gleich ein ganzes Album eingespielt haben und ich seither auch wieder live mit meiner "Deutschen Schlager-Revue" unterwegs bin. Kurzum, ich mache jetzt endlich da weiter, wo ich seinerzeit aufhören musste.

Mohr: Pünklich zum Lockdown haben Sie sogar noch ein Album veröffentlicht. Es heißt "Welche Farbe hat die Welt".

Teddy Herz: "Welche Farbe hat die Welt" ist ein Lied von Drafi Deutscher aus den 60er Jahren. Da es einen aktuellen Bezug hat, war es für mich eine Herzensangelegenheit den Titel neu aufzunehmen. Dazu gibt es auf dem Album noch weitere Remakes von Deutschen Schlagern der 50er und 60er Jahre und natürlich meine eigenen Lieder im Stil dieser wunderbaren Zeit. Der Lockdown hat auch uns - und damit meine ich mein ganzes Team - kalt erwischt. Viele Promotion-Auftritte und auch Veranstaltungen wurden abgesagt und damit wurde es für uns noch schwieriger ein gerade veröffentlichtes Album dem Publikum zu präsentieren. Wir haben uns deshalb u. a. mit Radiosendern beschäftigt und im März sogar einen eigenen Radiosender ins Leben gerufen (Radio Schlager Musikanten), auf dem man rund um die Uhr Deutschen Schlager hören kann und ich immer wieder Sonntags die "Schlager Hitparade" präsentiere. Witzigerweise war der Anlass dazu der Coburger Sender Radio 1, der zu meinem Album meinte, es gibt hier kein Interesse an deutschen Schlagern und ablehnte meine Lieder zu spielen.

Mohr: Jetzt gibt es derzeit, ganz passend zur Jahreszeit, den "Eismann". Wie kam es zu dieser Nummer?

Teddy Herz: Ich erinnere mich noch sehr gut an einen Eismann, der jedes Jahr im Sommer mit seinem Eiswagen durch unsere Strasse in Weidach fuhr und mit einer bimmelnden Glocke auf seinen Eisverkauf aufmerksam gemacht hat. Das hat mich zu dem Lied inspiriert und so entstand der Song während der Neuen Deutschen Welle und wurde damals auch auf meiner ersten Single veröffentlicht.

Mohr: Wie entstehen solche Szenenbilder, ganz unprofessionell sieht das ja nicht gerade aus?

Teddy Herz: Seit ich 19 bin habe ich die Musik professionell betrieben und dann auch professionell umgesetzt. Dabei macht es mir immer wieder Spaß in andere Rollen zu schlüpfen und diese zu verkörpern. Letztes Jahr, am 11.11. um 11:11 Uhr habe ich z. B. meine Neuaufnahme des Drafi Deutscher Hits "Der Hauptmann von Köpenick" während der Live-Premiere im Berliner Stadtteil Köpenick, im Zille's Stubentheater, vor Medienvertretern und Publikum präsentiert. Bei diesem Lied trage ich einen eigens für mich geschneiderten Hauptmann-Mantel, der mit Herzen statt mit Militäremblems bestickt ist und weshalb mir das Publikum immer wieder zuruft: "Der Hauptmann der Herzen". Mal sehen, was mir nach dem Eismann als nächstes einfällt...

Mohr: Wie sehen Sie die Schlagerbranche derzeit. Sie beschreiben ihre Musik ja selbst als "Schlager Rock'n'Roll"

Teddy Herz: Der Schlager oder auch der Deutsche Schlager war schon immer vielseitig. Ich persönlich zähle sogar Deutsche Popsongs mit eingängigen Melodien dazu. Wichtig ist, dass es den Menschen gefällt und da wir ja glücklicherweise noch Individuen sind, hat der traditionelle Deutsche Schlager ebenso seine Daseinsberechtigung wie der sogenannte Ballermann-Schlager. Meine eigene Musik, die sich an den Deutschen Schlagern der 50er und 60er Jahre orientiert, zähle ich ebenfalls zum Deutschen Schlager.

Mohr: Was halten Sie von den ganzen "Mallorca-Sängern" und wo liegt der Unterschied?

Teddy Herz: Wie gesagt, die Mallorca-Sänger gehören einfach dazu und der beste Beweis dafür ist, dass es den Menschen gefällt. Der Rythmus dieser Musik lädt ganz einfach zum Tanzen und Mitsingen ein, so wie viele andere Schlager auch. Wir als Künstler, die wir uns dem Deutschen Schlager verschrieben haben, möchten einfach Gute Laune erzeugen und unser Publikum dazu mitnehmen!

Mohr: Schaut man auf den Tourplan hat Teddy Herz viel zu tun.

Teddy Herz: Die Veröffentlichung meiner aktuellen Single "Der Eismann" hat uns vor große Herausforderungen gestellt. Aus der Not heraus haben wir uns etwas Neues überlegt. Da Veranstaltungen immer noch stark eingeschränkt und Besitzer von Eiscafes durch Verordnungen der Behörden sehr verunsichert sind, mussten wir meine bereits vorbereitete Tour mit Autogrammstunde und Kurzauftritt durch diese Lokale ad acta legen und die Veröffentlichung des Liedes von Mai auf Juli verschieben. Und so besuche ich nun spontan als "Der Eismann" ausgewählte Eiscafes und Eisdielen und überzeuge mich beim "Eis Tasting" von deren Eis-Spezialitäten. Das sorgt ebenfalls für Aufsehen und bereitet den Menschen und mir eine Riesenfreude - und darum geht es. Wie eingangs erwähnt, es geht immer darum was man aus einer im ersten Augenblick schlimm erscheinenden Situation macht.

Mohr: Wie geht es mit Teddy Herz jetzt weiter...

Teddy Herz: Bei mir gibt es immer viel zu tun. Bis Ende August besuche ich noch die Eiscafes und reise quer durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Am 4. September scheint dann endlich meine Neuaufnahme des Kult-Schlagers "Marmor, Stein und Eisen bricht", am 9. Oktober mein erstes Weihnachtsalbum "Weihnachten mit Teddy Herz" und am 6. November die Album-Auskoppelung "Jingle Bell Twist". Außerdem arbeiten wir bereits an meinem dritten Album, das Anfang 2021 erscheint und der Albumtitel, der ist Programm: "Go Teddy Go"...!

Mohr wünscht weiterhin viel Erfolg. Wer mehr über Teddy Herz und seine Musik erfahren möchte, kann auch unter teddyherz.de seine Webseite besuchen und unter anderem die neuen Termine der "Eismann Road Show" erfahren.
Fotos:Manfred Esser