Lange Zeit waren die Soundgadgets und Fanfaren der vielen Flipperautomaten und das Zucken der Hebel charakteristisch für eine Spielhalle und vielleicht auch der Stammkneipe um die Ecke. So auch in Coburgs Kultcafe Galerie, wo man in den 90-ern noch direkt am guten alten "Addams Family" seine letzte Mark verdaddeln konnte. 

Flippern haftete lange Zeit ein zweifelhaftes Image an. So war „Pinball“ über Jahrzehnte hinweg in verschiedenen US-Bundesstaaten als illegales Glücksspiel gebrandmarkt. Dann kam Roger Sharpe. Der Flipper-Ikone gelang es schließlich 1976, das New York City Council vom Wert des Spiels zu überzeugen. Damit war der Bann gebrochen. Nicht nur in Amerika, auch in Deutschland erlebte das Flippern einen Boom. Um die 40 000 Automaten wurden hierzulande Ende der Siebziger jährlich verkauft.
Allgegenwärtig waren die Teile. Kaum eine Kneipe, die ohne Flipper ausgekommen wäre und natürlich in jeder gut sortierten Spielhalle zu finden. Heute sind Flipper in Kneipen so selten wie die gleichnamige Fernsehserie mit dem gelehrigen Delfin im Fernsehen. Aus dem öffentlichen Leben sind sie weitestgehend verschwunden. Jetzt schlägt der Zeitpunkt für Sammler und Enthusiasten die dem Kult-Spielgerät die Treue halten.

„Die Wartung ist doch relativ aufwendig und damit teuerer gewesen“, sagt Günter Schaub. Der fast 53-Jährige kennt sich mit der Technik aus. Er lupft den Deckel eines Automaten und gewährt einen Blick ins Innenleben. Außer einem gigantischen Kabelwirrwarr gibt es hier für einen Laien recht wenig zu entdecken. Für den passionierten Schrauber ist das alles nur logisch, lacht Günter.
Im Gegensatz zu den Glücksspielautomaten ließen die Flipperapparate die Kassen der Wirte nicht so heftig klingeln. Wenn etwas Geld abwarf, dann war es allerhöchstens der Getränkekonsum der Spieler. Das langsame, aber unaufhaltsam scheinende Flipper-Sterben sei aber letztlich auch eine Generationenfrage, gibt uns Günter Schaub zu verstehen.  „Die Generation Playstation ist da natürlich anderes gewöhnt,“ klingt dies aber keineswegs frustriert.

Ganz im Gegenteil, wir sind heute zu Besuch in  seinem Ladengeschäft am Ortseingang von Bayreuth. Bereits mit 13 Jahren hat er seine Leidenschaft zu dem Spiel mit der „Silberkugel“ entdeckt bevor er im Alter von 18 Jahren seinen ersten Flipper privat gekauft hat, ohne zu ahnen das es einmal seinen beruflichen Weg einschneidend beeinflußen sollte. Er wartete seit vielen Jahrzehnten Geräte in Gastronomie und Spielhallen und ist heutzutage zudem bestellt als vereidigter Sachverständiger für die Überprüfung von Geldspielgeräten. In seinem Ladengeschäft dreht sich allerdings  alles rund um die Unterhaltungslautomaten, egal ob Dartautomat, Kicker, Billard und natürlich Flipper. Bevorzugt Gastronomen, Gewerbekunden, Spielhallenbetreiber, Automatenaufsteller aber auch private Sammler zählen zu seinem Kundenkreis. Gerade stehen zwei absolute Klassiker zum Verkauf. Einmal der beliebte Terminator und zum anderen ein bestens erhaltener Whirlwind aus dem Jahr 1990 an dem sich unsere kleine Tochter mit 4 Jahren unter den wachsamen Augen von Günter Schaub versuchen darf.

Wenn es ein Spielgerät gibt, an dem Väter ihren Kindern noch etwas voraushaben, dann ist das der Flipper. Gelegenheit, die unvergessenen Spielhallenklassiker zu spielen gibt es in der Region leider nur sehr wenige. Ein Lichtblick der Glückseligkeit finden sich in der Kronacher Spielkiste mit dem Avengers und dem Medieval Madness gleich zwei Flipper im Spieleangebot.
Einen Finger auf den Knopf rechts, einen auf links, und schon kann es losgehen: mit viel Gerappel und Gepinge, Lichteffekten und diversen Zielen, Hindernissen und Ablenkungen für den Ball, den man so lang wie irgendwie möglich im Spiel halten musste. Das war Spiel mit Körpereinsatz, denn in der Not half nur noch ein kurzer Ruck, um den Ball daran zu hindern, zwischen den zwei per Knopfdruck gesteuerten "Fingern" hindurch zu verschwinden. Doch die Kraft dafür sollte fein bemessen sein, denn sonst drohte das "Tilt": Eine mechanisches Pendel im Inneren des Flippers quittierte zu heftiges Ruckeln mit der Deaktivierung der elektronischen Steuerung - Game over

"Tilt? Was soll denn Tilt heißen, Papa?"

Genau mit diesem Drahtseilakt zwischen Physis und kühler Reaktion kann man Kids von heute an ihre Grenzen bringen: "Papa, was soll denn 'Tilt' heißen?" dürfte neben "Nochmal, nochmal, nochmal" zu den eher häufigen Statements beim Erstkontakt mit diesen Oldtimern der Game-Kultur gehören.
Die Zugfeder am Whirlwind  schnalzt, die polierte Stahlkugel saust hoch – „tschak-tschak-tschak“ – wird von einem Schlagturm (Bumper) zum nächsten katapultiert, das gibt Punkte. Dann rollt sie abwärts. Ein Druck auf den gelben Knopf an der Seite, schon schnippt der Flipperfinger die Kugel wieder nach oben gegen die Zielscheiben. Der Whirlwind ist gespickt mit einigen coolen Features, so schaltet sich bei Erreichen einer gewissen Punktzahl ein Ventilator ein, der dem Spieler einen kühlen Gegenwind entgegebläst. Was für ein geniales Gimmick und bringt mechanisch sogar im Jahr 2019 noch ein kleines Mädchen in Verzückung.

Flipper-Kult aus vergangenen Tagen

In den Anfängen hatten die Pinball-Machines, denen die britische Band The Who in ihrer Rockoper Tommy 1969 sogar mit "Pinball Wizard" einen Song widmeten, ihre goldene Ära mit dem genannten Automaten aber schon hinter sich gelassen. In den 1970er und 1980er Jahren wurden die Flipper immer aufwendiger, danach ging die Branche durch mehrere Krisen. Stern Electronics aus Chicago stellte 1983 die Produktion ein. Als dann 1999 mit Williams der letzte Hersteller von Flippern keine Geräte mehr baute, gründete Gary Stern seine Firma als Stern Pinball neu.

Die Einführung der Flipperfinger befreite den Spieler aus der Rolle des Zuschauers - und löste eine wahre Pinball-Revolution aus. Nach und nach wurden immer mehr verrückte Spielelemente erfunden, wie zum Beispiel 1963 der allseits beliebte "Multiball", bei dem man als Spieler einen wahren Stahlkugelregen über das Spielfeld schießen kann.
Der größte Boom neuer Spielmodi rollte aber Ende der Siebziger bis in die neunziger Jahre auf die Flipperfans zu. In dieser Zeit mussten sich Hersteller wie Williams und Bally gegen die immer erfolgreicher werdenden Videospiele behaupten. Das Ergebnis waren Pinball-Monster mit mehreren Ebenen, absurden Spielmechanismen, gigantischen Spielfeldern und - kurioserweise - komplexen Videospielelementen in den Kopfaufsätzen, den Anzeigetafeln der Flipper.

Doch mit dieser Entwicklung taten sich die Hersteller keinen Gefallen: Plötzlich waren aus den blinkenden Boxen, die Gelegenheitsspielern ein bisschen Ablenkung und Unterhaltung bieten sollten, eine Wissenschaft geworden, auf die man sich einlassen musste. Statt Momente kleinen Glücks erlebten Freizeitspieler an den neuen Automaten oftmals Frust. Ein Faktor, der, zusammen mit den hohen Unterhaltskosten der Geräte und dem Siegeszug von Arcade-Automaten und Videospielkonsolen für Zuhause dafür sorgte, dass der Stern der Flipper stetig sank.

Allein 1979 wurden nur in Deutschland 40.000 Automaten neu gekauft, 200.000 Geräte waren öffentlich aufgestellt. Zum Vergleich: 2007 standen selbst in Deutschlands größter Spielhallen-Kette Merkur nur noch schlappe 43 Flipperautomaten - verstreut auf 200 Filialen. Im Jahr 2019 liegt die Zahl natürlich bei Null, Koma, Null.

Ein durchschnittlicher Pinballautomat besteht aus rund 6000 Teilen und 7500 elektronischen Verbindungen, die verdrecken, klemmen, durchbrennen können - viel Liebe und technisches Know-How ist nötig, um die alten Geräte zu pflegen.

Günter Schaub handelt aber auch mit neuen Flippern. Lange haben wir über den Artikel gesprochen und immer wieder auf das allerneueste Modell aus der amerkianischen Pinball-Schmiede Stern aus Chicago gewartet. Doch jetzt ist er da, die "Monsters Edition". In drei Varianten Pro, Premium und LE ist der "Monsters" erhältlich und die Preisspanne reicht im Einstieg von 6200 Euro bis 10.200 in der Limited Edition. Zum Hersteller Gary Stern pflegt Günter ein sehr gutes Verhältnis und hat die Firma in Chicago auch schon besucht. Immer wenn sich so eine Flipper-Revolution ankündigt bestellt Günter ein bestimmtes Kontingent an Geräten. Überhaupt sind deutschlandweit nur max. ca. 10% der Limited Edition Geräte vorgesehen. "Hier immer den richtigen Moment für die Bestellung zu erwischen und natürlich zu wissen wann ein Gerät neu erscheint ist fast so wichtig wie der Dollarkurs von dem der Preis maßgeblich abhängt", gibt Günter Schaub zu verstehen.

Der neue "Munsters" steht seit wenigen Tagen im Laden und hält was er verspricht.
The Munsters ist eine erfolgreiche US-Comedyserie aus den 1960er Jahren, die im deutschen und englischen Sprachraum unter dem gleichen Namen veröffentlicht wurde. Diese Comedy-Serie rings um das private Familienleben der Munsters besaß viele Ähnlichkeiten zur Serie "The Addams Family". Die Munsters Staffeln wurden komplett vorrangig in schwarz/weiß produziert.

Die Familie Munsters wohnt in einem großen Herrenhaus mit verwildertem Garten in den USA. Neben den Familienmitgliedern sind weitere Verwandte, außergewöhnliche Haustiere und zwei Munster-Autos die skurrilen Bestandteile der Comedy-Monster-Serie.

Die Modelle The Munsters Pro, Premium und Limited Edition von Stern Pinball zeichnen sich durch atemberaubende und unverwechselbare handgezeichnete Kunst aus. Jedes Spiel verfügt über ein individuell gestaltetes Herman Bash-Spielzeug mit magnetisiertem Kugelverschluss für den Herman Multiball. Darüber hinaus beinhalten alle Modelle ein Pop-up-Spot Bash-Spielzeug, das unter der linken Rampe versteckt ist, ein individuell gestaltetes Drag-U-La-Spielzeugauto, das in der Nähe eines linken Shooter Lane Kickers präsentiert wird, sowie eine Metall-Turn-Around, Flip-up-Rampe.

Weitere Ausstattung vom The Munsters Limited Edition (LE)

Die Limited Edition beinhaltet zusätzliche einzigartige Details wie ein exklusives verspiegeltes Backglas, eine entspiegelte Spielfeldscheibe, einen Shaker-Motor, exklusive Custom Inside Art Blades, ein besseres Soundsystem, einen individuell signiertes Apron, eine fortlaufend nummerierte LE-Plakette und ein exklusives Custom Sarg-Cabinet-Artwork.

Der Großteil der Flipperhersteller stammt aus den USA. Die großen amerikanischen Hersteller hatten allesamt ihren Sitz in oder bei Chicago. Die vier großen Hersteller sind:

Gottlieb
D. Gottlieb & Co: die Erfinder des eigentlichen Flippers (1947) und weltweiter Marktführer bis 1975. Gottlieb war eine erzkonservative Firma die sämtliche Innovationen anderer Hersteller zunächst solange ignorierte bis es der Markt dringend verlangte, z. B. die Abschaffung des Kugelhebers, die Einführung der 3-Zoll-Flipper und vor allem die Einführung der Elektronik. Dies führte langfristig gesehen zum Untergang der Firma.

Bally
Bally: ein Unternehmen für das der Flipper nur ein Produkt unter vielen war und welches auch als Hersteller einarmiger Banditen und Bingos berühmt ist. Bally stieg erst 1963 mit voller Kraft in den Flippermarkt ein und mischte sogleich kräftig mit. 1975 überholte Bally schließlich Gottlieb und blieb Marktführer während der erfolgreichsten Flipper-Zeit bis 1980, wurde dann von Williams übertrumpft und schließlich 1988 übernommen.


Stern
Chicago Coin / Stern / Data East / Sega: die kleinste der vier Firmen, aber im Prinzip die einzige Überlebende. Gegründet von den Gensberg-Brüdern, 1976 von Sam Stern mit seinem Sohn Gary übernommen. 1987 Übernahme bzw Wiederaufnahme der Flippersparte durch DataEast, anschließend von Sega jeweils unter der Leitung von Gary Stern. 1999 übernimmt Gary Stern die Flippersparte komplett und verbleibt der einzige Hersteller im 21. Jahrhundert. Chicago Coin war auch der Erfinder der bis heute typischen Flipper-Silhouette mit großem Kopfteil (Lite-Box) Mitte der 1930er Jahre.

Williams
Williams baute seit jeher sehr durchdacht aufgebaute Flipper. Gegründet von Harry Williams inmitten des Zweiten Weltkriegs, in den späten 1950ern von Sam Stern übernommen, der die Firma bis 1969 leitete und den langen 3-Zoll-Flipper erfand. 1980 übernahm Williams die Marktführerschaft von Bally, stürzte bald danach in eine Krise die aber ohne langfristigen Schaden blieb. 1988 Übernahme von Bally, Marktführer bis 1999. Heutiger Name: WMS.


Es gab schon immer kleine Hersteller in Europa, in den 1950ern Alben in Frankreich, in den 1960ern z. B. Rally, Jolux und Martina in Frankreich, Bergmann und Förster in Deutschland, in den 1970ern kam es kurzzeitig zu einer spanischen Invasion der Firmen Recel, Interflip/Franco und Playmatic. In den 1980ern gab es einige Firmen die sich wie in der Nachkriegszeit auf Geräteumbau spezialisierten, wie Geiger, Bell, Arkon und andere. In der schweren Flipper-Krisenzeit Mitte der 1980er ließen Gottlieb einige Geräte bei NSM und Bally bei ihrer Tochterfirma Wulff in Deutschland herstellen, um die Geräte wegen der hohen damaligen Dollarkurse billiger anbieten zu können.
Quelle: "Geschichte der Flipper", Wikipedia