Der Weitramsdorfer Horst Püschl ist stolzer Besitzer eines Waldstücks in der Gemarkung seiner Gemeinde. Für die Arbeiten im Wald fallen robuste Tätigkeiten an, dafür benötigt man auch robuste Hilfsmittel. Sein „bestes Pferd im Stall“ ist deshalb ein 65 Jahre alter, vierrädriger „Unimog“, der noch tapfer und zuverlässig seinen Dienst verrichtet.
Beginn kurz nach dem Krieg
Seit 77 Jahren ist das „Universalmotorgerät“ kurz „„Unimog“ weltweit unterwegs, unterstützt beispielsweise das THW im Katastrophenfall, räumt, mäht und transportiert für den kommunalen Einsatz oder ist bei Expeditionen im Ausland ein treuer Begleiter. Dass er dieses Alter jemals erreichen wird, hat ihm anfangs so gut wie niemand zugetraut, doch der Mythos um den „Unimog“ hält weiter an. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg geht es los.
Besonderes Geländefahrzeug
Der ehemalige Leiter der Flugmotorenkonstruktion von Daimler-Benz, Albert Friedrich, stellt seinen früheren Kollegen und Ingenieuren die Idee von einem besonderen Geländefahrzeug vor. Mit diesem Fahrzeug sollen Deutsche ihre Äcker bestellen und das Land von Kriegsresten beseitigen. 1951 übernimmt die damalige Daimler-Benz AG alle Rechte am „Unimog“ und produziert ihn im Lkw-Werk in Gaggenau. Bereits Anfang der 1950er Jahre entwickeln sich neue Zielgruppen, denn der „Unimog“ ist auch für Kommunen, Feuerwehren, und für die Streitkräfte das optimale Fahrzeug. (Quelle Unimog-Museum Gaggenau)
Weltweiter Siegeszug
Bis heute hält keiner den weltweiten Siegeszug dieser geländegängigen Autos auf. Für einen historischen fahrtüchtigen Unimog 411 werden im Internet zwischen 10 000 und 30 000 Euro bezahlt.
Das Szenemagazin Mohr befragte Horst Püschl nach den Erfahrungen mit seinem ganz besonderen Gefährt.
Mohr: Horst, in deinem Besitz befindet sich ein ganz spezielles Fahrzeug.
Horst: Es ist ein „Unimog“ der 411er Serie, einer der ersten aus dem Baujahr 1959
Mohr: Wie bist du denn zu diesem Stück gekommen?
Horst: Es war so, dass wir eigene Waldungen haben und etwas getan werden musste, so dass entweder ein Schlepper oder ein anderes Fahrzeug angeschafft werden musste. Daher fiel unsere Wahl auf einen „Unimog“, der in Wunsiedel genutzt wurde.
Mohr: Wann ist das gewesen?
Horst: Das war 1992.
Mohr: Dann hast du ihn ja schon eine ganze Weile.
Horst: Da ich beruflich viel unterwegs war, wurde er nicht ganz so häufig benutzt. Und der Freund meiner Tochter ist beim THW. Dort hatte man Freude, immer an dem Teil zu schrauben. Es wurden neue Stoßdämpfer eingebaut und neue Spiralfedern eingezogen. Er wurde auch vom pneumatischen System auf Hydraulik umgebaut. Zusätzlich hat eine Firma aus Schalkau noch Hand angelegt, wo man es privat nicht mehr machen konnte.
Mohr: Das heißt wohl, dass das Fahrzeug noch top in Schuss ist.
Horst: Ja, wir haben auch alle zwei Jahre den TÜV bekommen. Ich fahr und zieh immer noch im Holz und kann an einer Welle den Spalter und auch die Winde ansetzen. Und so wird das Fahrzeug noch ordentlich gebraucht.
Mohr: Was schätzt du an deinem „Unimog“?
Horst: Ich schätze, dass er fast so urwüchsig wie ich selber ist (lacht!). Und deshalb ist er auch ein sehr verlässliches Fahrzeug. Allerdings kann man ihn nicht mehr ganz so strapazieren wie das vielleicht vor 20 bis 30 Jahren der Fall war.
Mohr: Du wirst mir aber beipflichten, dass man – um ein echter Weitramsdorfer zu sein – entweder einen Schlepper oder so ein Gerät besitzen muss.
Horst: Na ja, ich habe den „Unimog“ hauptsächlich, um die Arbeiten im Wald erledigen zu können.
Mohr: Wofür setzt Du den „Unimog“ genau ein oder hast Du ihn eingesetzt?
Horst: Wir haben im Moment Käferbefall im Wald und da setze ich den „Unimog“ hauptsächlich mit der Winde ein, zum Herausziehen der Stämme. Und wenn dann Kundschaft kommt, dann setze ich auch den Spalter an der Welle an und kann dann das Holz mechanisch spalten.
Mohr: Wie geht es weiter mit dem „Unimog“, hast du da eine Vision?
Horst: Ich werde ja auch jedes Jahr einmal gecheckt, Das sollte vielleicht auch mit dem „Unimog“ passieren, denn ich bin kein Automechaniker.
Mohr: Aber immerhin Maschinenbauer.
Horst: Ja, das war ich 54 Jahre lang. Aber es ist doch schwierig, sich da in die Technik hineinzufinden, vor allem, weil ich keine Grube habe, um von unten an relevante Teile zu kommen. Wenn es da einen gäbe, der sich auskennt und sagt, dass er mal alles checken wolle, dann kann er das natürlich gegen Bezahlung gerne tun, und ich wäre sehr froh darüber. Aber mit dem „Unimog“ wird es auf jeden Fall weitergehen, bis das ganze Käferholz verarbeitet ist. So lange der „Uni“ noch läuft. Immerhin wurde der Motor überholt. Aber falls es jemanden gäbe, der mit so einem Gerät liebäugelt, könnte man mal miteinander sprechen.
Mohr: Was meinst Du, wer ist in besserer Verfassung? Du oder der „Unimog“
Horst: Gute Frage! Ich glaube, dass der „Unimog“ und ich da fast gleich sind. Wobei ich mit der Leistungsqualität des Fahrzeugs nicht mehr ganz so mithalten kann, weil man bei mir dann doch langsam das Alter merkt.
Mohr: Danke für das Gespräch.