In Coburgs Innenstadt hat wieder ein neuer Laden eröffnet. Direkt neben dem Hotel  Goldene Traube ist der Leerstand im Herbst letzten Jahres beseitigt worden. Auf den ersten Blick sehen die Geschäftsräume von "Change of Cards" ein wenig wie ein Feuerwerksverkauf aus. Beim Blick auf den Kalender fällt auf, dass dies mitten im Hochsommer wahrscheinlich weniger in Frage kommt. Kunterbunte Plakate mit asiatischen Schriftzeichen und Motiven wie Drachen und allerhand kriegerischen Fantasie-Gestalten fallen ins Auge. Wir sind von berufswegen neugierg und fragen nach.

Wir treffen den Inhaber Sebastian Glaser, der uns gelassen aufklärt was sich hinter seinem Shop verbirgt. Für Insider von japanischen Sammelkarten sind die Räume am Victoria-brunnen längst zum Mekka geworden, doch der unbedarfte Neueinsteiger kommt aus dem Staunen kaum heraus. Im Prinzip verbirgt sich hinter "Change of Cards" in erster Linie ein Online-Shop für Trading Cards insbesondere von Yu-Gi-Oh!-Motiven. Unter diesem Titel wurde erstmals 1996 die Manga-Serie des japanischen Zeichners Kazuki Takahashi veröffentlicht, die auch als Anime umgesetzt wurde und zu der etliche Merchandising-Produkte, darunter das international erfolgreiche Yu-Gi-Oh!-Sammelkartenspiel gehören.

Vier Mitarbeiter kümmern sich um den Versand, registrieren und ordnen die Motive und stellen Sie ins Netz. Anschließend werden Bestellungen entgegengenommen und von Coburg in die ganze Welt versendet. Rund 500.000 Karten lagern derzeit hier in den Regalen und sind feinsäuberlich geordnet und in speziellen Kartonagen in Regalen verstaut.

Was vor vier Jahren für den Informatik-Studenten als Spaß begann, ist längst zu einem Fulltime-Job geworden. "Die ersten Karten wurden von mir auf ebay zum Verkauf gestellt. Zuerst reichte der Platz auf dem Wohnzimmertisch vollkommen aus, doch mit jedem Verkauf nahm das Thema mehr und mehr Fahrt auf" erklärt Sebastian. Das war 2015, mittlerweile ist sein Shop zur Lebensaufgabe mutiert. "Bis zu 70 Stunden in der Woche können es schon einmal werden", gesteht er schmunzelnd.

Seit kurzem ist man offizieller Vertriebspartner von Yu-Gi-Oh! und an eine Fortsetzung des Studiums nicht zu denken. Der Boom mit den bunten Sammelkarten mit denen man auch spielen kann, hält unvermindert an. Auf der Plattform Ebay und die bei Sammlern beliebte Seite Cardmarkt werden die Karten zum Kauf angeboten. Der Preis richtet sich tatsächlich nach Angebot und Nachfrage. Bis zu 100,00 Euro können solche seltenen Karten an Wert gewinnen. Vor allem Karten aus den Anfangsjahren werden heiß gehandelt, andere bewegen sich wiederum im Cent-Bereich und werden in Sammel-Paketen verkauft. Derzeit verlassen cirka 3500 bis 4000 Post-Pakete und mehr als 20.000 Briefe im Jahr das Haus.

Jeden Samstag ab 14 Uhr kann man in den Geschäftsräumen am Viktroria-Brunnen auch mit den Yu-Gi-Oh!-Karten spielen. Ein harter Kern zwischen 10 und 25 Leuten sind dabei stets am Start. Mit der Zeit hat sich  unter dem Namen "Team 0-4 Drop" auch ein Team gefunden, das regelmäßig bundesweit an Wettkämpfen teilnimmt. So gibt es unter anderem auch Deutsche Meisterschaften mit zuletzt  über 1.000 Teilnehmern. Sebastian unterstützt dieses Team gerne als Sponsor, vor allem wenn es auf Reisen über Deutsche Grenzen hinweg geht. Die meisten Meisterschaften finden europaweit statt.  Das Spiel ansich gibt es bereits 17 Jahre und sofort zu Beginn hat der Gründer festgelegt, dass es keine Preisgelder geben darf. Dies ist vielleicht auch ein Grund warum das Spiel so viele Anhänger findet.

Im Laden geht es derweil wieder rund. Eine neue Lieferung ist eingetroffen. Für den europäischen Markt werden die Karten in Lizenz in Belgien hergestellt. Jetzt müssen die Kartenkontingente zuerst sortiert und aufgenommen werden. Mit einem speziellen Warenwirtschaftsprogramm wird jede Karte feinsäuberlich dokumentiert und später einsortiert. Zuvor werden die diversen Motive aber noch fotografiert und ins Netz gestellt. " Nachdem auch noch der private Keller zugestellt war, wurde es höchste Eisenbahn für größere Räume", gibt uns Sebastian zu verstehen. Als nächstes Ziel hat sich der 35-jährige eine eigene Homepage zum Ziel gesetzt. Wer Interesse hat in das Thema Yu-Gi-Oh!einzusteigen findet bei den Jungs stets ein offenes Ohr. Gerne kann man auch am Samstag einmal zum Schnuppern zur Spielrunde vorbeikommen.