Es ist ein nebliger Oktobermorgen. November ist nicht mehr weit. Aber das schreckt die fünf Hundebesitzerinnen und –besitzer nicht, die sich auf den Weg zum Hundeplatz am Schlossgrund in Rödental aufgemacht haben, um bei dem Junghundetraining der Coburger Sektion des Dachshund-Clubs Nordbayern (DCN) mitzumachen.
Dort erwartet sie schon Rosi Bauersachs und ihr Assistenztrainer Markus Stelzner. Einige der Hunde werden unruhig, andere warten geduldig an der Leine, wie beispielsweise Michelles Labradoodle Elfi, bis sich die Tür zu dem Trainingsgelände öffnet, das man seit dem Jahr 2013 nutzt. Im nächsten Jahr feiert der traditionsreiche Verein sein 55-jähriges Bestehen. Mittlerweile hat die hiesige Sektion mehr als 230 Mitglieder.
Das Angebot der Vereinsaktivitäten startet mit der Welpenvermittlung, geht über Angebote zur Welpenprägung, Junghundeausbildung bis hin zur Begleithundeausbildung. Ferner bietet man die jagdliche Ausbildung von Dackeln an und dementsprechende Prüfungsmöglichkeiten. Alljährlich werden auch Zuchtschauen ausgerichtet und in geselliger Runde im Rahmen von regelmäßigen Dackelstammtischen Informationen ausgetauscht. Das Junghundetraining steht ähnlich wie die Welpenprägung auch anderen Hunderassen offen. Die Dackel sind mit zwei Exemplaren, einer Kurzhaardackelhündin und einem Rauhaarzwergdackel an diesem Morgen sogar in der Minderzahl. Allerdings fehlen zwei weitere Dackel und ein Pudel, die sonst die Gruppe komplettieren.
Rosi Bauersachs, die Grande Dame der Dackelerziehung in unserer Region, gibt von ihrem Rollator aus meistens knappe Anweisungen. „Man soll mit Hunden nicht ständig reden, das überfordert sie. Viele verstehen allerdings, wenn sie ausgewachsen sind, über 65 verschiedene kurze Kommandos“, erläutert die Hundetrainerin. Für sie ist Hundeerziehung ein Muss: „Wir wollen Dackel die man überall mitnehmen kann und die sozialverträglich sind!“ Und so heißt sie die Hündinnen und Hunde gelehrig bei ihren Herrchen und Frauchen bei Fuß zu gehen oder aber auf Pfiff aus der Ferne sicher zu ihnen zurückzukehren. „Ich habe mit dem Hundetraining Mitte der 90er Jahre begonnen, damals noch zusammen mit Gerda Bock“, erinnert sie sich. Aufgewachsen ist sie natürlich mit Dackeln, an denen sie schätzt, dass sie handliche, geführige und sehr robuste Hunde sind. „Ihre Eigenständigkeit fordert mich heraus. Außerdem sind sie sehr charmant und versuchen, einen um den Finger zu wickeln“, verrät sie. Was ist für sie das Interessante am Dachshund-Club? Rosi Bauersachs muss da nicht lange nachdenken: „Man trifft Gleichgesinnte, die dem Dackel zugetan sind. Und die Arbeit mit den Tieren ist sehr vielschichtig.“
Bereits Welpen sollen mit ihrem Hundeführer im Alter von zehn bis 16 Wochen kleine altersgerechte Gehorsamsübungen erlernen, um dann später die höheren Weihen des Hundegehorsams zu erlangen. Auch das Spiel mit Artgenossen ist für die kleinsten Hunde eine nützliche Sache. Reserviert ist dieses Training beim Coburger Dackelclub allerdings nur für Hunde bis Kniehöhe. Bei den Junghunden kommt es dann auf ruhiges Verhalten neben dem Hundeführer in verschiedenen Situationen, Leinenführigkeit, Ablegen, Herankommen und Impulskontrolle an. All diese Eigenschaften trainiert Rosi Bauersachs aus ihrem reichen Erfahrungsschatz. Auch darf dabei das freie Spiel der Hunde nicht fehlen, die am Ende der Trainingseinheiten befreit von der Leine begierig über das Trainingsfeld tollen.
Führen sich die Junghündinnen und Junghunde gut, können sie mit ihren Besitzern den Begleithundekurs absolvieren, an dessen Ende eine dreiteilige Prüfung steht. Von einem Begleithund erwartet man, dass er ruhig und gelassen bleibt, wenn sich mehrere Menschen auf ihn zu bewegen. Auch im Straßenverkehr soll er an lose hängender Leine ruhig neben seinem Führer gehen und sich nicht zuletzt bei lauten Geräuschen ruhig verhalten.
Wohl die meisten der Hundebesitzer wünschen sich einen gehorsamen Familienhund, doch auch für Jagdzwecke wird in Frage kommenden Tieren eine spezielle Jagdausbildung vermittelt. Die Jagd hat gerade bei Dackeln oder Dachshunden, wie sie auch genannt werden, eine lange Tradition. Denn sie werden seit langem gerade für die Jagd auf Dachse trainiert, in deren Bau sie eindringen und die Beute hervorlocken. Im Dachsbau muss der Hund in der Lage sein, eigene Entscheidungen zu treffen, daher rührt wohl der manchmal auftauchende Eigensinn, den man Dackeln zuschreibt. Um die Hundeerziehung abzurunden kann man beim Dackelclub noch einen Kompaktkurs „Agile Dackel“ absolvieren.
Text & Fotos: Christian Göller