Bierdorfhonig

Heute darf sich Mohr auf die Spur begeben, wie der leckere Honig von "Bierdorfhonig" aus Weißenbrunn letztendlich den Weg in das Glas findet. Hinter der Marke Bierdorfhonig stehen Steffi und Christian Deuerling die sich mittlerweile eine stetig wachsende Fan- und somit Kundenschar mit ihren leckeren Honigprodukten aus dem heimischen Frankenwald aufgebaut haben. 

Nicht nur in ausgesuchten Lebensmittelmärkten, wie zum Beispiel im REWE-Markt Küps, sind die Gläser mit diversen Sorten inzwischen in einem eigenen Verkaufsständer gelistet, auch auf vielen regionalen Märkten ist man zusehens mit einem eigenen Stand vertreten. Was mit dem ersten Bienenvolk für Christian vor 12 Jahren begann, hat sich mittlerweile zu einem eigenem Geschäft entwickelt. Letztes Jahr traf der 43-jährige die Entscheidung seinen Fulltimejob bei einem regionalen Online-Möbelhandel zurückzufahren, um auch genügend Energie und Zeit für das Projekt Bierdorfhonig aufbringen zu können. Seitdem hat sich die Imkerei stetig weiterentwickelt. Was viele vielleicht nicht wissen, ist die Tatsache, das Bierdorfhonig derzeit der mit Abstand größte Arbeitgeber in der Region ist, sogar größer als Amazon weltweit, denn mit mehr als 1,5 Millionen Mitarbeitern kann selbst der Weltkonzern nicht mithalten. Wie ist das möglich? Ganz einfach, denn in den über 60 Bienenstöcken schwirren jeweils über cirka 50.000 fleißige Mitarbeiter und Mitabeiterinnen durch die Gegend um die Waben für den leckeren Bierdorfhonig zu befüllen. Wie so etwas aussieht dürfen wir hautnah erleben und besuchen sozusagen die "Honigfabrik" von Bierdorfhonig am Ortsrand von Weißenbrunn. Zwischen all den Stöcken herrscht ein reger Flugverkehr, was durch deutliche Summgeräusche offenbar wird. Die Bienen finden durch einen Einlaßschlitz letztendlich den Weg in den Bienenstock. "Man muß sich dies wie Autobahnen vorstellen. Deswegen sollte man es tunlichst vermeiden sich vor das Einlaßloch eines Stockes zu stellen", schmunzelt Christian, während er sich seinen Imkerschutz anlegt und den sogenannten Smoker anzündet, das der Raucherzeugung in der Imkerei dient. Der Rauch stellt die Bienen ruhig und erleichtert dem Imker die Arbeit am Bienenvolk. Etwas respektvoll halten wir angesichts so vieler Bienen auf einen Schlag erst einmal gehörig Abstand. "Nur zu, keine Angst, die Bienen haben gerade andere Sorgen" gibt uns Christian zu verstehen, als er den Deckel zum Bienenstock öffnet. "Die Bienen sind jetzt sehr in Hektik. Der Rauch wird als Bedrohung empfunden, seine Wahrnehmung veranlasst Bienen, Vorbereitungen für eine bevorstehende Flucht aus dem Stock zu treffen. Sie füllen ihre Honigmägen als Nahrungsvorrat für die Flucht, dabei sind sie so abgelenkt, dass sie gar nicht merken, wenn man eine Wabe aus dem Stock hebt", gibt er uns zu verstehen. Ein bis zweimal die Woche sieht Christian bei seinen Völkern nach dem Rechten, etwa ob Varroa-Milben dem Stock zusetzen. Die Varroamilbe gehört zu den größten Bedrohungen für die europäische Honigbiene. Ursprünglich aus Asien stammend, hat sie sich inzwischen in Europa, Amerika und Afrika weit verbreitet und ist in Deutschland jeden Winter verantwortlich für den Tod von Millionen von Bienen. Zur Bekämpfung der Milbe stehen derzeit nur wenige Mittel zur Verfügung. Wenn man diese jedoch in Verbindung mit guter imkerlicher Praxis anwendet, ist es möglich, die Schäden durch die Varroa-Milbe gering zu halten und den Einfluss dieses Schädlings einzudämmen.

Steffi hat unterdessen einen kompletten Schutzanzug angelegt, denn sie reagiert, man glaubt es kaum, höchst allergisch auf Bienenstiche und ein Stich kann mitunter lebensgefährlich für sie sein. Schon ein wenig crazy, finden wir. Ansichts der Anzahl der Bienen die sich in unserem Sichtfeld tummeln, machen wir uns schon ein wenig Sorgen. Steffi sieht es weniger dramatsich, "ich habe mich mit einer Hyposensibilisierung immunisieren lassen, was das Risiko enorm mindert. Zudem kommt ein Stich sehr selten vor", entgegnet die Arzthelferin. Die Diagnose dieser Allergie hat sie jedenfalls nicht daran gehindert genausoviel Kraft, Arbeit und Herzblut in das Projekt Bierdorfhonig wie Christian zu stecken.

 
Nach dem "Außendienst" dürfen wir einen Blick in die Produktion werfen und hautnah über die Schulter blicken wie der Honig letztendlich ins Glas gelangt. Zuerst müssen die Waben vom sogenannten Deckelwachs befreit werden. Die weiße Schicht wird mit einer Art Schaber von der Honigwabe "entdeckelt". Es ist ein zum Teil von den Wachsdrüsen der Bienen frisch erzeugtes und zum Teil vom bestehenden Wabenbau verwendetes Wachs, welches den reifen Honig vor der Luftfeuchtigkeit schützt und haltbar macht. Deckelwachs ist besonders begehrt, denn es besteht aus „Jungfernwachs“. Es ist sehr rein und weiß bis gelblichweiß. Gelb und braun wird es erst durch die Einlagerung von Honig, Pollen und durch Bebrüten. Mit dem ganz frischen Deckelwachs kann man neue Mittelwände gießen oder Salben und Kosmetik herstellen. Bei Steffi und Christian landet es erst einmal in einer großen Schmelz-Maschine. Eine Wabe wiegt in diesem Zustand etwa 2 bis 2,5 Kilogramm. So eine Wabe ergibt am Ende ca. 4 Gläser. Derzeit herrscht bei Bierdorfhonig Hochkonjunktur, denn "die Trachten haben sich, bedingt durch den Klimawandel zeitlich zusammengeschoben. Ab Juli folgen dann nur noch einzelne Ernten wie die Waldtracht oder Tanne", fügt Christian an. Als Tracht bezeichnet der Imker das gesamte Angebot an Pollen, Nektar und Honigtau. Das heißt, die Tracht ist die Ernährungsgrundlage, die für ein Bienenvolk aktuell zur Verfügung steht. Eine gute Tracht ist die Grundlage für eine reiche Honigernte, zum Beispiel ein blühendes Rapsfeld. Nachdem wir sogar mithelfen durften die Waben vom Deckelwachs zu befreien, folgt nun der wichtigste Vorgang: das Schleudern. Bei Christian und Steffi erledigt dies mittlerweile auch eine Maschine. Mit der Zeit haben die Beiden auch ihr Equipment auf Profiniveau gebracht. "Anfangs haben wir auch noch tagelang entdeckelt und von Hand geschleudert, das ist jetzt einfach nicht mehr möglich", fügt Steffi an. "Die letzte Investition war unsere neue Abfüllmaschine. Die Ausgaben liegen bei mittlerweile mehrere zehtausend Euro". In der Schleuder wird mittels Rotation und Zentrifugalkraft der Honig aus den Waben genommen. Nach dem Schleudervorgang wird der Honig noch einmal durch ein Feinsieb gelassen und ist danach fertig zur Abfüllung. Wir sprechen hier von flüssigem Honig. Für den cremigen Honig steht wiederum eine Maschine bereit, die den Honig cremig rührt. Bis zu 180 Kilogramm fasst der Behälter dieses fleissigen Helfers. Es ist einfach toll mit anzusehen wie die einzelnen Schritte von der Hand gehen, um am Ende das fertige Glas in Händen zu halten. Wenn das nicht regional und nachhaltig ist. Die Qualität des Bierdorfhonigs wird übrigens regelmäßig durch ein Labor in Oberbayern überprüft. "Wir überprüfen unseren Honig zum einen auf Sortenreinheit. Schließlich soll wenn auf dem Etikett beispielsweise Lindenhonig abgedruckt ist, auch Lindenhonig enthalten sein, und zum anderen auf Pestizidrückstände. In unserer Region hilft uns auf jeden Fall die teilweise noch kleinteilige und vielfältige Landwirtschaft. Bei allen Messungen gab es noch keinerlei Beanstandungen", zeigt sich Christian stolz.


Wir wollen zum Abschluß unseres Besuches noch wissen, was wir seiner Meinung nach zum Fortbestehen der Biene tun können und was das Volksbegehren zum Schutz der Bienen seitdem wirklich gebracht hat. "Aktuell hat sich noch nicht sehr viel getan. Bedroht ist nach wie vor die Wildbiene und weniger die betreute Imkerbiene. Was in der Öffentlichkeit vielleicht immer etwas verzerrt wahrgenommen wird. Aber klar hilft jede Wiese die nicht gemäht wird und jede Streuobstwiese in der Sache weiter" beurteilt er die Lage eher kritisch. 


Wer mehr über den leckeren Honig aus dem Frankenwald erfahren möchte und wo die nächste Märkte stattfinden, kann unter www.bierdorfhonig.de immer auf dem Laufenden bleiben.