Jahrzehnte stand sie leer und war ungenutzt, bis sie vor wenigen Jahren wieder interessanter für die Öffentlichkeit wurde, vor allem durch die Nutzung als Location für die Coburger Designtage. Seitdem zeigt die Kurve der Nachfrage für Veranstaltungen steil nach oben. Egal ob Designtage, Fachmesse für die Kreativwirtschaft Come, Veranstaltungen von Departure, das Outside Rodeo oder die Verleihung des Coburger Medienpreises, um nur einige Formate zu nennen finden hier nahezu ideale Voraussetzungen. Auch Veranstalter Heiko Bayerlieb, der erstmals 2016 mit der Kunstmesse Umschlagplatz die Hallen nutzte, stellt klar, dass es ohne die Alten Pakethallen sicherlich keine Kunstverkaufsmesse in Coburg geben würde. "Der abgelebte Hallen-Komplex trifft den derzeitigen Zeitgeist und Künstler wie Besucher aus ganz Deutschland sind hellauf begeistert von dem Areal", fügt er an.

Die Pakethalle am ehemaligen Güterbahnhof steht im Besitz der Stadt Coburg und wird von der hiesigen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (Wifög) betrieben. Man plant ein großes Vorhaben mit ihr. Es gab viele Überlegungen was mit der Pakethalle passieren sollte, bis hin zum Gedanken des Abrisses. Die SPD allerdings forderte den Erhalt der Halle samt ihrem Umgriff. Da die Pakethalle sich in nur wenigen Jahren als perfekter Veranstaltungsort etabliert hat und alleine in diesem Jahr 6000 Besucher zählte, beschloss man die Pakethalle solle "mit ihrem morbiden Charme zu einer Eventhalle über die Grenzen Coburgs hinaus angepasst und umfunktioniert werden", so der Geschäftsführer der Wifög Stephan Horn.

Bis vor zwei Jahren wurde die Pakethalle vom Coburger Designforum Oberfranken sporadisch genutzt, bis sich im letzten Jahr eine mittelfristige Zwischennutzung gefunden hatte. Die städtische Wifög hat die Pakethalle angemietet und ist somit Ansprechpartner für den dortigen Betrieb. Das angrenzende historische Zollinger Dach läuft unter der Regie des Coburger Designforums Oberfranken, die Veranstaltungsorganisation über die Designwerkstatt Coburg in direkter Kooperation mit dem Stadtmarketing Coburg.
Erstmals wurden jetzt dem Stadtrat Planungen vorgelegt wie eine künftige Nutzung aussehen könnte.

Der Altbau besteht aus einem Bürotrakt, zwei Lagerhallen sowie Verladerampen und einer Freifläche, der sich hervorragend als Ort für Veranstaltungen, besonders im kreativwirtschaftlichen Bereich eignen würde.
Jedoch hat der über 100 Jahre alte Industriebau auch seine Schwächen die vor allem die Nutzung im Winter kaum möglich machen, so zum Beispiel die ungedämmten Mauern, die kältedurchlässig sind und das nur notdürftig geflickte Dach, was das Heizen der Halle erschwert. Die Lösung hierfür sollen eingebaute Heizstrahlplatten sein. Diese "wirken wie ein Kachelofen oder wie die Sonne. Man erzeugt keine warme Luft, sondern die Strahlungswärme trifft auf einen Körper oder den Fußboden, und erwärmt diesen", so könne man die ausgekühlte Halle schnell wieder erwärmen, erläuterte Archtikt Lutz Wallenstein vom Coburger Architekturbüro ARCHI VIVA.

Das Architekturbüro stellte einige Überlegungen bezüglich der Verwendung der Pakethalle an und die eventuellen Möglichkeiten den Komplex in eine nutzungsfähige Eventhalle umzuwandeln. In einem ersten Schritt könnte der angegliederte Kopfbau zu einem Foyer mit Toiletten umgestaltet werden, denn "diesen Bereich können wir so nicht verwenden, dass attraktive Büros entstehen", erläutert er.  Dabei würden die Kosten bei rund 1,7 Millionen Euro liegen, wobei noch unklar ist ob und in welcher Höhe dafür staatliche Zuschüsse fließen werden, doch auch hier strebt Wallenstein eine Minimallösung an, denn "so ein Industriedenkmal zu erhalten und energetisch auf den neusten Stand zu bringen, würde das Vier- bis Fünffache kosten".

In einem zweiten Schritt stellt sich Lutz Wallenstein den Aufbau einer etwa 770 m² großen unabhängigen Konstruktion aus Stahl und Glas vor, die über den Kopfbau gestülpt werden soll, da noch nicht klar ist was aus dem Kopfbau werden soll. Das besondere daran ist eine Aussichtsplattform mit Panoramablick auf die Veste, die Morizkirche und das Ketschentor. Die Gesamtkosten werden hierfür auf 2,2 Millionen Euro netto geschätzt, wobei Wallenstein darauf hinwies, dass die Stellplätze, Mehraufwendungen für die Beseitigung von Schadstoffen im Untergrund, Hausanschluss- und Erschließungskosten sowie die Außenanlagen nicht in die Berechnung eingeflossen sind.  Bei den Stadträten kam dieser Entwurf offenbar gut an - sie spendeten spontan Applaus.
Der nördliche Teil des Areals und insbesondere der alte Schlachthof soll, so Wifög-Geschäftsführer Horn, Forschungsinstituten, Einrichtungen der Hochschule und dem Digitalen Gründerzentrum der "Zukunft.Coburg.Digital GmbH" vorbehalten werden.


Genehmigen muss den Wirtschaftsplan der Aufsichtsrat der Wifög, das erforderliche Geld muss aber der Stadtrat bereitstellen. Es könne sich aber auch ergeben, dass wegen möglicher Zuschüsse oder aus steuerlichen Gründen die Stadt selbst als Bauherr der Pakethalle auftrete, sagt Stephan Horn. Zuerst solle der Umbau der Pakethalle in eine Veranstaltungshalle in Angriff genommen werden und bis Herbst 2018 soll sie bereits fertig sein.

Dann wäre da noch der sogenannte Kopfbau, der unmittelbar an die Pakethalle angrenzt. Die ursprüngliche Idee, ihn abzureißen und durch Container zu ersetzen, ist inzwischen hinfällig. Der vorgesehene Hauptmieter, die Zukunft.Coburg.Digital GmbH, orientiert sich in Verbindung mit der Initiative "Innovative Hochschule" nun eher in Richtung Schlachthofgelände. "Dies hat unseren zuvor eingeschlagenen Weg und die damit einhergehenden Planungen verändert", so Stephan Horn.

Andererseits braucht die Designwerkstatt Coburg, die vom Hofbrauhaus aufs Güterbahnhofsareal verlagert werden soll, Flächen und ebenso das Coburger Designforum Oberfranken. Dies soll mittels einer Containerlösung  geschehen, um das Angebot der Designwerkstatt zu ergänzen. Das Hofbraugelände ist inzwischen nämlich weitestgehend entwickelt, so dass die Designwerkstatt schon aufgrund der räumlichen Nähe zur Alten Pakethalle eine mögliche Ergänzung anbietet und die Unterstützung von Projekten möglich machen würde.

Der Stadtrat beschloss, die Alte Pakethalle samt ihrem Umgriff zu erhalten und als Eventlocation und für weitere sich anbietende Nutzungen zu betreiben. Als Betreiber wird die Wifög dabei auch zukünftig auftreten. Die Finanzierung wird über den Wirtschaftsplan der Wifög erfolgen.

Entsprechende Mittel werden von Seiten der Stadt Coburg zur Verfügung gestellt. Höhe der Mittel und die Art der Finanzierung sind nach einer konkreten Kostenermittlung zu beschließen. Diese Entscheidung geht auf einen Antrag der SPD-Fraktion vom Juli dieses Jahres zurück.

Die SPD-Fraktion ist mit den Entwürfen und Plänen für die Pakethalle zufrieden, die Stadträtin Petra Schneider, die den Antrag auf den Erhalt der Halle stellte sagt: "Es hieß immer, die Pakethalle ist der Anziehungspunkt, aber wir haben bisher keine konkreten Äußerungen gehört, dass sie wirklich erhalten werden soll."

Ein weiterer Teil des SPD-Antrags betrifft die geplante Parkpalette im Süden des Güterbahnhofgeländes. Diese beinhaltet eine größere Zahl von Ladestationen für Autos, E-Bike-Stationen, eine ausreichende Zahl barrierefreier Stellplätze und die Nutzung der Dachfläche für eine Solaranlage.

Hierzu beschloss der Stadtrat, dass der Bau- und Umweltsenat das Nutzungskonzept für die Parkpalette festlegen und gestalterische Vorgaben für das Gebäude machen muss. Erst anschließend soll sie ausgeschrieben werden.

Weitere Informationen unter www.güterbahnhof-coburg.de.