Nach insgesamt sieben Jahren Planungs- und Bauzeit hat die Stadt Coburg vor kurzem die rundum erneuerte Aussegnungshalle wieder in Betrieb genommen. "Die Generalsanierung der Aussegnungshalle mit Erweiterung und Ertüchtigung des Krematoriums war eine wichtige Aufgabe, um im Bestattungswesen die gebotene Würde bereitzustellen und den Wünschen und Ansprüchen der trauernden Angehörigen sensibel und zeitgemäß entsprechen zu können", sagte Oberbürgermeister Norbert Tessmer in seiner Ansprache bei der Einsegnungsfeier.

Coburg sei zu Beginn des 20. Jahrhunderts seiner Zeit wohl weit voraus gewesen. Coburg habe im Jahr 1907 das erste Krematorium im heutigen Bayern gehabt. "Es galt seinerzeit als modernstes Krematorium", fuhr Tessmer fort. "Die Aussegnungshalle war nach ihrer Erweiterung und nach dem Bau des Krematoriums seither eine in sich stimmige Bestattungseinrichtung für die Coburger Bürger und Trauergemeinden."  
Die Bündelung verschiedener Funktionen, angefangen von den eigentlichen Trauerfeiern bis hin zu den technischen und logistischen Erfordernissen eines Krematoriums, habe aber immer mehr dazu geführt, dass diese sehr verschiedenen Funktionen und die dazu gehörigen Abläufe sich untereinander ins Gehege gekommen seien.

Drei Bauabschnitte
Bei der in drei Abschnitten vollzogenen Generalsanierung seien die konkurrierenden Funktionen entflochten worden. "Nun können wir wieder besser auf ganz persönliche Wünsche eingehen und gleichzeitig ein würdevolles Gedenken ermöglichen", so der Oberbürgermeister weiter. "Eine zentrale Maßnahme in der Bestattungskultur unserer Stadt hat ihren Abschluss gefunden." Tessmer wies auf den Wandel der Bestattungskultur und die Formen des Totengedenkens auf dem Coburger Glockenberg-Friedhof hin.

Wir trefen Tobias Debudey, den Leiter der Einrichtung am Glockenberg. Er führt uns durch das imposante Gebäude das einst von Max Böhme 1907 geplant und entworfen wurde. Eine Vielzahl von prägenden Jugendstilbauten in Coburg gehen auf seine Planungen zurück, so auch die Heilig-Kreuzschule, das ehemalige Alexandrinenschwimmbad, das historische SÜC-Gebäude oder die heutige Hypo-Bank. Sein architektonisches Vermächtnis des Krematoriums und der Aussegenungshalle galt es nun den neuesten Anforderungen des modernen Bestattungswesen anzupassen.

Durch eine große Flügeltür betritt man den großen Raum der Aussegnungshalle. "Die Räume sind insgesamt viel heller gestaltet und verfügen über sämtliche neueste technische Voraussetzungen für eine Trauerfeier. In der großen Halle wurde ein neuer wertvoller Terrazzo-Fußboden verlegt. Die Einzelstühle sind jetzt hellen Bankreihen gewichen. Insgesamt bietet der Raum jetzt bis zu 95 Personen Platz," fügt er an. An den Wänden fallen die dezenten Lichtleisten auf.

Eine besondere Herausforderung war die Installation einer Wandheizung. "In der Vergangenheit wurde die Beheizung durch ein Gebläse sicher gestellt. Dieses konnte während der Trauerfeier aus Geräuschgründen aber nie laufen. Bei mehreren Zeremonien an Wintertagen war dies immer ein großes  Manko, weil natürlich die Türen auch immer wieder geöffnet wurden. Die neue Heizung läßt sich bequem über einen mehrstufigen Regler bedienen. Kürzlich wurden wir bei zwei Trauerfeiern schon angehalten, die Temperatur sogar zurückzufahren", ist Tobias Debudey erleichtert über diesen Umstand. Der Raummittelpunkt ist nach wie vor der Katafalk. Mit ihm ist es möglich den Sarg mittels einem Aufzug ins Krematorium zu senken. Für rund 85.000 Euro nahm sich die Firma Schmidt und Sohn dieser Aufgabe an.  Die Umrandung der Konstruktion ist hell und freundlich gestaltet. Meist hat man die Aufbahrung von Särgen eher mit schwarzen Tüchern vor Augen, dies ist heute zumeist aber nicht mehr so. Dieser Bereich wird durch eine Kamera überwacht, dies ist gesetzlich so vorgeschrieben. "Der TÜV musste diese Anlage abnehmen und er achtet natürlich auf die Vorschriften, da die Gefahr besteht, dass jemand beim Absenken des Sarges hinterherspringt. Dieser Umstand ist uns bislang erspart geblieben und auch Kollegen konnten uns von so einem Vorfall zum Glück noch nicht berichten," läßt uns Tobias Debudey wissen.  Die Steuerung des Aufzuges geschieht von der Empore. Von hier oben hat man den besten Blick über die gesamte Halle. Auch die Akkustikanlage wurde komplett den neuesten Anforderungen angepaßt. So ist es möglich über Laptop, Tablett oder Smartphone Einspielungen vorzunehmen. Auch die Benutzung eines e-Piano ist möglich und in der Grundgebühr von 135 Euro zur Nutzung der Einrichtung enthalten. Auch die aufwendige Blumendekoration ist im Preis inbegriffen, allerdings sind es keine echten Blumen mehr",  fügt Tobias Debudey an. Als gelerntem Gärtner und langen Jahren beim Grünflächenamt  blutet ihm bei dieser Aussage zwar merklich das Herz, trotzdem hat es einfach keinen Sinn gemacht, weil die Blumen stets nach einem halben Jahr das zeitliche segneten und nun durch Kunstgehölze ersetzt wurden. Wir steigen die schmale Wendeltreppe von der Empore wieder ab und setzen unseren Rundgang im neu gestalteten Trauerzimmer fort. Die Einrichtung ist dezent aber freundlich gestaltet und bietet genügend Raum sich vor der Trauerfeier kurz mit den Angehörigen und Trauernden zu sammeln. Da das Gebäude ein Rundbau ist, kann man wirklich auch von einem Rundgang durchs Gebäude sprechen. Wem die große Aussegnungshalle zu mächtig ist, der kann auf zwei weitere räumliche Möglichkeiten des Abschieds zurückgreifen. Auch diese Räume sind mit neuester Technik ausgestattet und es ist möglich Lichtstimmungen zu erzeugen und über einen Fernseher der neusten Generation Filme einzublenden oder Audio-Daten in die Trauerfeier mit einzubinden.
An der Gebäude-Rückseite kann man die Aussegnungshalle wieder verlassen. Hier ist die Tür mit den Original Jugendstil-Oberlichtern noch bestens erhalten. Auch in der großen Halle wurden die auffälligen Glasornamente saniert und verleihen dem Raum eine ganz besondere  Stimmung und Würde. "Max Böhme wäre sicherlich auch mit der Umsetzung der Renovierung zufrieden gewesen", schmunzelt Tobias Debudey. Nur einen Steinwurf vom Krematorium ist das Grab des Bauherren auf dem alten Friedhof zu finden. Somit hat er auch eines seiner wichtigsten Bauwerke stets im Blick. Auf dem Weg zum Grab kommt wieder der grüne Daumen von Tobias Debudey zum Vorschein, denn er hat damit begonenn die alte Friedhofsmauer von Rankpflanzen zu befreien. Zum Vorschein kamen jetzt die alten Sandstein-Ornamente die schon längst vergessen schienen.

"Die Unkrautbekämpfung ist stets ein großes Thema" sagt der Friedhofsleiter. "Da wir seit einigen Jahren kein Pflanzengift mehr einsetzen dürfen, sind auch wir stets auf der Suche nach alternativen Methoden. Derzeit haben wir einen Heißwasserstrahler zur Probe, mit dem es möglich ist Unkraut mit kochend heißem Wasser zu bekämpfen. Bislang blieb nur das mühsame Hacken, was immer aber auch die gesunden Pflanzen und die Bebauung mit angreift. Wir müssen jetzt einfach erproben, wie sich das Gerät auf Nutzung in der Fläche schlägt", fügt Tobias Debudey an.

Wir verbaschieden uns vom Coburger Friedhof und der neuen Aussegnungshalle. Vor drei Jahren konnten wir im Mohr auch schon über die damalige Inbetriebnahme des Krematoriums und den Kühlhallen berichten. Einem Ort an dem man nicht alle Tage steht und wenn dann am Besten als Besucher.